R.L. Burnside – A Ass Pocket Of Whiskey

Ein seltsames Paar: R.L. Burnside, 70jähriger Blues-Veteran aus Holly Springs/Mississippi und Jon Spencer, Kopf der postmodernen Blues Explosion aus New York, dessen Verwandtschaft zur Musik der schwarzen US-amerikanischen Minderheit sich bereits im Bandnamen erschöpft. An einem einzigen Nachmittag haben Gitarrist Spencer und seine Noise-Kumpanen aus New York City zusammen mit dem Blues-Mann aus dem Mississippi-Delta das Album A AS POCKET OF WHISKEY in lockerer Jam-Session-Atmosphäre in Burnsides Heimatstadt aufgenommen. Auch wenn artifizieller Noise-Rock aus dem East Village und Delta-Blues nicht unbedingt auf Anhieb als die logischste Crossover-Verbindung erscheinen mag, ist das Album mit vier Burnside-Originalen, einem John Lee Hooker-Cover und fünf Burnside/Blues Explosion-Gemeinschaftskompositionen ein reizvolles Experiment. Beide Parteien halten sich im Dienst der Musik zurück, R.L. Burnside allein durch seine Bereitschaft, mit Spencer aufzunehmen und vor einer Wand verzerrter E-Gitarren das Leid des Baumwollpflückers zu beschwören (Höhepunkt: ‚Have You Ever Been Lonely?‘). Und die Blues-Explosion zügelt sich, indem sie etwa bei der Begleitung zu John Lee Hookers ‚Boogie Chillen‘ ein bis zwei Gänge zurückschaltet und die Begleitband gibt.