Rachel’s – Selenography

Soundtrack, Kammerorchester, Postrock, Klanglandschaften, Geschichte hörbar machen und Geschichten erzählen. All das sind Versuche, das Schaffen der Chicagoer Rachel’s in Worte zu fassen. Und muß doch an der kompositorischen Komplexität ihrer akustischen Bildersprache scheitern. Beinahe eine Stunde lang oszillieren zwölf Songs (die nurmehr schwerlich unter dieser Überschrift zu fassen sind) zwischen protestantischer Askese und barocker Opulenz, zwischen dem Melodieverständnis eines Erik Satie und der maschinellen Dogmatik der Minimal Music. Geigen und Gitarren, Spinett und Störgeräusche, traurige Klavierläufe, elegische Klavierläufe,fast schon nicht mehr als solche zu erkennende Klavierläufe. Mit MUSIC FOR EGON SCHIELE gelang es der verwandlungsfreudigen Band um Namensgeberin Rachel Grimes vor zweieinhalb Jahren eindringlich unaufdringlich, die Aktzeichnungen jenes österreichischen Malers in hauchzarte Kompositionen zu verpacken. Käme jemand im Umkehrschluß auf die Idee, das formidable „Forgiveness“ – in seiner euphorischen Melodramatik vielleicht das Schlüsselstück auf Selenography – in Öl auf Leinwand zu bannen, ich würde das Ergebnis unbesehen über meinem Bett aufhängen.