Rattenscharf :: Musikexpress stellt vor: Die zwanzig wichtigsten Punk-Platten aller Zeiten
MC 5 Kick Out The Jams (Elektra; 1969) Die legendären Früh-Punks aus der Motor City Detroit: Rob Tyner brüllt, die Gitarristen Wayne Kramer und Fred ‚Sonic‘ Smith lassen die Wände wackeln. Heraus kommt ein brachiales Live-Album, das den Polit-Punk um Jahre vorwegnimmt. Der damalige Manager John Sinclair: „MC5 sollen größer werden als Mao.“
THE DAMNED The Damned (Stiff; 1977) Der erste britische Punk-Longplayer überhaupt. Produzent Nick Löwe sorgt für transparente Einfachheit, Gitarrist Brian James und Schlagzeuger Rat Scabies für trockene Härte. Bassist Captain Sensible profiliert sich als Punk-Clown und Sänger Dave Vanian intoniert Klassiker wie ‚Neat Neat Neat‘ und ‚New Rose‘.
THE SAINTS (Im) Stranded (EMI; 1977) Australiens wichtigster Beitrag zur Punk-Geschichte. Das Debüt der Band um Sänger Chris Bailey und Gitarrist Ed Kuepper präsentiert simplen Rock’n‘-Roll mit Sixties-Einschlag. Das Titelstück ist Pflichtprogramm jeder Punk-Party. Nach den Saints widmen sich Bailey und Kuepper anspruchsvolleren Projekten.
SIOUXSIE t THE BANSHEES The Scream (Polydor; 1978) Der schwarze Engel Siouxsie Sioux gehört von Anfang an zur Szene um die Sex Pistols. Auf ihrer ersten Platte spiegelt sie die düstere Seite der Punk-Ära wider. Songs wie „Suburban Relapse“ (über den Kollaps einer unterdrückten Hausfrau) zeigen außerdem die weibliche Sichtweise der No-Future-Generation.
THE STOOGES Fun House (Elektra; 1970) Das Ende aller Hippie-Träume. Iggy Pop: „Meine perfekteste Platte“. Das zweite und letzte Album in der Originalbesetzung mit den Asheton-Brothers und Dave Alexander. Der Titelsong, ‚1970‘ und ‚T.V.Eye‘ werden seit 25 Jahren immer wieder nachgespielt. Iggy schreit sich die Seele aus dem Leib ¿ und begibt sich anschließend auf Entziehungskur.
THE CLASH The Clash (CBS; 1977) Die ehemaligen Pub-Rocker Mick Jones und Joe Strummer springen gerade noch rechtzeitig auf den Punk-Zug auf und bringen mit ihrem Debüt den Zorn der englischen Jugend auf den Punkt. Mit ‚White Riof, ‚London’s Burning‘ und ‚Remote Control‘ wird die Rebellion beschworen, mit ‚Police And Thieves‘ tauchen erstmals Reggae-Rhythmen auf einer Punk-Platte auf.
WIRE Pink Ftag (EMI; 1977) Auf ihrem ersten Album fühlen sich die vier Londoner Kunststudenten noch der Punk-Zeichensprache verpflichtet: 21 harte, minimalistische Songs, die auf jeden Pop-Ansatz verzichten. Viele der späteren US-Punks nennen das Album als wichtigen Einfluß. ‚Pink Flag‘ bleibt die einzig wirkliche Punk-Platte von Wire. Ihre restlichen Werke zählen bereits zur.New Wave“.
BUZZCOCKS Singles Going Steady (Liberty; 1979) Auch wenn die Band aus Manchester diverse gute Alben produziert hat, bleibt diese Singles-Sammlung ihr Meisterstück. Die Songautoren Pete Shelley und Steve Diggle haben ein ausgeprägtes Gespür für geradlinige, humorvolle Pop-Songs (‚Orgasm Addict‘, ‚What Do I Get?‘), die hart genug sind, um nicht in der New Wave-Schublade zu landen.
THE RAMONES The Ramones (Sire; 1076) Blitzkrieg Bop. Langhaarige New Yorker zelebrieren mitten im Artrock-Zeitalter anarchischen Garagensound ohne Kunstansprucrv. 14 Schnellschüsse voller Teenager-Depressionen, die mit den berühmten drei Akkorden auskommen der längste Song dauert gerade mal zweieinhalb Minuten. Die Nachfolge-Alben ‚Ramones Leave Home‘ und ‚Rocket To Russia‘ sind von ähnlicher Güteklasse.
SEX PISTOLS Never Mlnd The Bollocks (Virgin; 1977) Die einzige Sex Pistols-LP, die zu Lebzeiten der Band entsteht. Ein hektisch produziertes Album rund um jene vier Singles, denen die Band ihren bereits damals legendären Ruf verdankt. Dabei sind nur zwei Mitglieder echte Punks: John Lydon alias Johnny Rotten sowie Sid Vicious. Nach den Sex Pistols beschreitet ersterer mit Public Image Ltd. den Solopfad, letzterer geht indessen den Weg alles Irdischen.
DEVO Q:Are We Not Men?A:We Are Devol (Virgin; 1978) Akron, Ohio, ist nicht unbedingt der Nabel der Welt, weshalb Devo einen individuellen, von der Szene unbeeinflußten Weg einschlagen kann. Ihr erstes Album wird als Kuriosum begeistert aufgenommen, auch wenn ihre obskuren Thesen von der De-Evolution der Menschheit auf allgemeines Gelächter stoßen. Zumindest birgt das Album die beste aller „Satisfaction‘-Versionen sowie diverse Single-Hits.
GANG OF FOUR Entertainment (EMI; 1979) Die erste Punk-Welle ebbt bereits wieder ab, als das Debüt der Viererbande aus Leeds erscheint. Doch explo Gesang lassen ‚Entertainment‘ zu einem Höhepunkt jener Phase avancieren. Die radikale Agitation bleibt trotz Major-Deal glaubwürdig, wenige lahre später haben die Musiker allerdings keine Probleme damit, auf Neo-Disco und Funk umzuschalten.
GERMS G.l.
(Slash; 1979) L.A.von seiner fertigsten Seite: Sänger Darby Crash brüllt in bester Johnny Rotten-Manier, Gitarrist Pat Smear entladt sich In Power-Akkorden. Crash stirbt bereits 1980 an Heroin, Smear schrammelt auf Nirvanas ‚Unplugged‘.
DEAD KENNEDYS Fresh Fruit For Rotting Vegetables (Cherry Red; 1080) 5peed-Punk: Die Kalifornier rattern ihre Hits (.California über alles“) im ICE-Tempo herunter. Mit lello Biafra taucht ein intelligenter Wortführer auf, der mit seinem eigenen Label auch die Vermarktung der Musik übernimmt.
HÜSKER DU Land Speed Record (Alternative Tentacles; 1981) Auf der ersten Platte des Trios aus Minneapolis, einem Live-Album, rasen die kurzen, trashigen Songs fast ohne Pause durch. Kaum zu glauben, daß aus Bob Mould und Grant Hart Jahre später subtile Songwriter werden.
MINUTEMEN Double Nickels On The Dirne (SST; 1984) 45 Songs auf einem Doppelalbum: Das Trio macht seinem Namen alle Ehre, verzichtet auf Refrains und jede Anbiederung an den Massengeschmack. Nach dem Tod von Sänger D.Boon macht der Rest als fIREHOSE weiter.
MEAT PUPPETS II (SST; 1984) Country meets Punk. Das Trio aus dem Wüsten-Staat Arizona gibt poetische Songs zum Besten, Gitarrist Curt Kirkwood brilliert mit Genre-untypischer Virtuosität: ‚II‘ klingt wie die Country-Legende Hank Williams auf LSD.
HENRY ROLLINS Hot Animal Machine (Fundamental; 1987) Die Auflösung seiner Band Black Flag quittiert Rollins mit trotziger Aggression. Mit seinem ambitionierten Solo-Debüt bringt er den Hardcore-Punk auf neue Wege. Und wird nebenbei zur Leitfigur der „Grunge‘-Generation.
SONIC YOUTH Daydream Nation (Blast First; 1988) Sieben Jahre nach ihrer ersten Single erreichen Sonic Youth mit dieser Doppel-LP den Zenit ihrer Karriere. Ihr letztes Indie-Werk verbindet Punk mit Noise- und Pop-Elementen. Legionen amerikanischer Bands folgen ihrem Beispiel.
GREEN DAY Dooke (Reprise; 1994) Punk macht wieder Spaß: Das kalifornische Chaoten-Trio um BiUte Joe Armstrong begeistert eine neue Generation für die Kraft der drei Akkorde, ohne dabei auch nur eine Spur altmodisch oder angestaubt zu klingen.
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