Red Hot Chili Peppers – The Red Hot Chili Peppers/Freaky Styley/The Uplift Mofo Party Plan/Mothers Milk :: Red Old Chili Peppers

Man mag der lieben Tastatur das böse, böse Wort kaum entringen: Crossover. Es muss aber sein. Außerdem: Als die Red Hot Chili Peppers 1983 an den Start gingen, waren diese neun Buchstaben noch nicht durch allzu beliebigen Gebrauch jeglichen Ausdrucks beraubt. Mehr noch: Als angeblicher Genrebegriff war das Wort schlichtweg unbekannt, die Red Hot Chili Peppers galten zuallererst als rappende Funk-Band, wenn auch mit einer Nähe zum Punk und bisweilen jazzigen Ambitionen. Eine Mixtur, die im Lauf der Jahre allerdings weltweit kopiert werden sollte – man denke nur an Rage Against The Machine oder Clawfinger.

Als 1984 das Debüt The Red Hot Chili Peppers (3) erscheint, ist davon jedoch noch keine Rede, in der alternativen Szene wohlwollend zur Kenntnis genommen, bleibt der große Erfolg aus. Nicht völlig grundlos, denn die elf Songs sind von der formalen wie inhaltlichen Substanz späterer Werke meilenweit entfernt: Viel Hektik, wenig Flow, und Anthony Kiedis klingt unreif. Was Energie und Spielfreude angeht, hat das Debüt jedoch durchaus seine Reize, vor allem Flea sorgt als ungestümer Slapper für Spannung – doch was nützt das alles, wenn die Songs aufgrund fehlender kompositorischer Klasse tendenziell an einem vorüberrauschen? Als Bonus bietet die Neuauflage fünf Demos, darunter die inspirierte Talking-Box-Version von „Green Heaven“ Produziert von funky George Clinton, bietet der 1985 erschienene Nachfolger Freakv Styley (3,5) die interessanteren Songs. Das verhältnismäßig ruhige Sty-Stone-Cover „If You Want Me To Stay“ und der Uptempo-Stomper „Battle Ship“ sorgen zumindest teilweise für ein wenig Abwechslung, ansonsten klingen die Peppers wie eine Seventies-Funkband, der man einen Rapper vor die Nase gesetzt hat. Authentischeren Funk haben die Red Hot Chili Peppers weder zuvor noch danach gespielt, was nicht zuletzt an Gastmusikern wie Fred Wesley und Maceo Parker liegt. Mit der Single-Auskopplung „Hollywood (Africa)“, im Original von den Meters, versucht sich die Band sogar am New-Orleans-Groove künstlerisch erfolgreich, kommerziell weniger. Als Bonus gibt es zwei Demos („Nevermind“) und („Sex Rap“) sowie die knapp neunminütige Ur-Version des Titeltracks. Nachdem The Uplift Mofo Party Plan (4) 1987 deutlich rockiger ausfällt, macht plötzlich das Wort Crossover die Runde, als hätte es die Kombination verschiedener Stile vorher nie gegeben. Unsinn, aber marketingtechnisch sinnvoll, denn echte Innovation ist zumindest im Rock Ende der achtziger Jahre Mangelware – von raren Ausnahmen wie den Pixies einmal abgesehen. Guns N’Roses agieren zu konservativ. Mudhoney, Soundgarden und Nirvana sind über lokale Clubs bislang kaum hinausgekommen.

The Uplift Mofo Party Plan ist jedenfalls deutlich kommerzieller angelegt als die beiden Vorgänger, Kiedis hat an Format gewonnen und singt so gut wie nie zuvor. Ein Song wie „Behind The Sun“ unterscheidet sich wesentlich vom kompromisslosen Funk-Brett und ist durchaus fürs Mainstream-Radio geeignet. Theoretisch jedenfalls, denn in der Praxis ist auf Platz 148 der US-Charts Schluss mit dem „Party Plan“. Zwei Instrumental-Demos („Me And My Friend“ und „Behind The Sun“) runden die Neuauflage ab. Mit Neuzugang Chad Smith und Spätheimkehrer John Frusciante beginnt für die Chili Peppers das Wirtschaftswunder: Mothers Milk (4,5) im Sommer 1989 veröffentlicht, verharrt acht Monate lang in den US-Charts und arbeitet sich auf Rang 52 hoch. Fans der ersten Stunde sprechen erwartungsgemäß vom „kommerziellen Ausverkauf“ und werfen ein trotziges „Früher waren sie besser“ in die Runde. Waren sie nicht. Seit ihrem Debüt haben sich die Chili Peppers kontinuierlich gesteigert, Mothers Milk ist im vorliegenden Viererbund denn auch der Punktsieger: Ein Werk, das Funk, jazzrockige Passagen und Powerplay stimmig vereint, mit dem noch immer großartigen „Knock Me Down“ legen die RHCP zudem erstmals ihre Pop-Ader frei. Die Remakes von Stevie Wonders „Higher Grounds“ – unter den fünf Bonus-Tracks – und Jimi Hendrix‘ „Fire“ gehen ebenfalls in Ordnung. www.redhotchilipeppers.com