Relaxt
Neil Young samt haßgeliebter Hausband im Studio? Da werden wohl wieder die Wände wackeln, denkt der Rohkostkenner und freut sich auf eine vollfette Musikmahlzeit im Stil von RAGGED GLORY. Der UNPLUGGED-Konsument indes möchte Herrn Young am liebsten den Stecker aus der Dose ziehen. Beide liegen falsch. Wenn Neil mit Engeln schläft, wie der LP-Titel suggerieren möchte, muß die teuflische Gitarre draußen bleiben. Denn im Engelsgemach läßt’s Young lieber langsam angehen. Mit spröden Songstrukturen, schleppenden Gitarren und dezent eingestreuten Feedbacks. Und Young wäre nicht Young, würde er nicht einmal mehr die Hörgewohnheiten seines Publikums zum Duell herausfordern. Dennoch: Die Mehrzahl der zwölf Songs lebt von einer eher entspannten Grundstimmung. Gitarrist Frank Sampedro, Bassist Billy Talbot und Drummer Ralph Molina folgen ihrem Chef 25 Jahre nach der ersten Zusammenarbeit auf unbekannten Wegen. Musikalische Trampelpfade, die beim Titelsong, einer Hommage an Kurt Cobain, in unerschlossenes, neo-psychedelisches Gebiet führen. Doch sorgt Young immer wieder für Abwechslung. So singt er solo zum verstimmten Kneipen-Klavier („My Heart“), läßt schräge Flöten tönen („Prime Of Love“) und gönnt dem Genießer eine knappe Viertelstunde mit knochentrockenen Gitarren im unteren Geschwindigkeitsbereich („Change Your Mind“). Wer sich davon auf Dauer überfordert fühlt, darf zwei Stücke lang ausspannen. „I’m Train Of Love“ schwelgt der Meister des Stilbruchs in feinster Folk-Romantik, und „Piece Of Crap“ kommt als grunge-geladenes Power-Paket daher, das an die Generation X adressiert ist.
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