Richard Ashcroft & The United Nations Of Sound :: United Nations Of Sound

EMI

Größenwahnsinniger Rock mit R’n’B-Partystimmung.

Es beginnt wie ein Angeber-Britpopalbum gern beginnen darf: groß und pathetisch. Eigentlich ist der ganze erste Song, „Are You Ready“, ein einziges Intro, ein schwaches „Let Me Entertain You“. Mehr Spannung und Getue als Song. Spitze. Zweiter Song, die Spannung bleibt, der Taumel auch, dazu kommen verdächtige Rock-Gitarrensoli. Jetzt müsste es ja eigentlich langsam mal losgehen. Aber „Born Again“ besteht fast nur aus grundloser Euphorie und Handclaps. Wäre da nicht Ashcrofts Stimme, sähe man fast Bryan Adams dem Publikum einheizen, mit einem Fuß auf der Monitorbox. Am Ende des Stücks ruft der Ex-Verve-Mann „All together now!“, die Musik setzt aus, das Klatschen geht weiter, „Come on, come on“, dann soll das imaginäre Publikum einen Refrain mitsingen, der gar keiner ist. Es wird nicht besser. „This Thing Called Love“ ist eine Rockballade Marke Faith No Mores „Easy“, in der sich Ashcroft zudem selbst zu parodieren scheint. Dazu wirft ein R’n’B-Typ hin und wieder lässige Worte rein. Das ist so übertrieben und schmalzig, dass es fast schon wieder cool ist und der peinliche Indie-Sommerhit 2010 werden könnte. Nicht, dass Richard Ashcroft je tief gestapelt hätte, aber früher setzte er das Pathos immerhin gezielt ein. In „Beatitude“ wabern Gitarrensoli und Keyboards um die Wette, dazu rappt (!) Ashcroft. Es gibt noch Stücke aus der untersten Lenny-Kravitz-Kajüte und Hände-in-die-Luft-R’n’B für die Strandbar. In „Glory“ verzichtet Ashcroft komplett auf den Songaufbau und fängt gleich mit dem Finale an: Klatschen, Chöre, Streicher, „Glory Hallelujah“. Der Hip-Hop-Produzent No I.D. (Ernest Wilson) hat das Album von Richard Ashcroft und seiner neuen Band United Nations Of Sound geradewegs auf Modelshow-Finals oder Sportevent-Eröffnungszeremonien hinproduziert. Unfassbar anmaßend, aber auch lustig.

www.richardashcroft.co.uk

ME-Gespräch S. 36

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