Richard Hell And The Voidoids – Destiny Street

Statt der Katze im Arm (Dylan) eine Baßgitarre (Hell), statt des Kamins (Dylan) eine vergitterte Raumfront (Hell), statt der schnörkelnden Standleuchte (Dylan) ein angebrochener Spiegel (Hell), der das zurückwirft, was auf beiden Covers zu sehen ist: Die Frau im Hintergrund (bei Hell, der ein rotes Hemd trägt, schwarz bei Dylan, der schwarz trägt, hat die Frau ein rotes Kleid). Es ist sicher kein Zufall, daß sich Richard Hell mit seinem DESTINY STREET Cover-Motiv an Dylans SUBTERRANEAN HOME-SICK-BLUES-Hülle anlehnt. So wie gegen eine Wand – anlehnen/stützen und im geeigneten Augenblick das Mauerwerk wegschieben/einstürzen, um allein stehen zu bleiben.

„Yes, down on Destiny Street today /I found out twice/That playin‘ for the past or future /Is playin‘ with a fool’s pair o‘ dice.“ Das Titel-Stück ist ein machtvolles, von Hell gesprochenes Gedicht (Gedanken zu seiner Person) mit funkygen/schüttelnden Rockfarben. Poetischer Glanz vermischt sich mit musikalischem Schimmer – hauptsächlich geprägt durch die reißenden/elektrischen Gitarrenlinien von Naux (früher bei Nona Hendryxs Zero Cool) und dem Innovator Robert Quine (vgl. BLUE MASK/L Reed; hier auch ein Hinweis auf Quines hervorragendes ES-CAPE-Album, zusammen mit Raybeat Jody Harris, zu beziehen über Boots-Vertrieb!).

„Time“, mit eingebundenen Gitarren-Soli, ist ein heavy-rockiger Folksong (von dem es eine frühere Version auf Alan Betrocks – der Produzent des Albums – eigenem Label Shake Records gibt) – Hell singt in wunderschönem Schmerz und Frieden. Nochmal lyrischer Glanz.

Fred Mähers (der von Material/ Dance/Massacre) steigendes/stürzendes Drumming bestimmt „Downtown At Dawn“. Eine leidenschaftliche Ballade (mit Country-Einschlag) ist „Staring In Her Eyes“. Heils Radar-Single von 1979, „The Kid With The Replaceable Head , taucht als Remake auf, mit einem feurigen Gitarren-Solo (die Single-B-Seite „I’m Your Man“ fehlt leider). Inhaltliche Erinnerungen an „Two Heads“ von Jefferson Airplane.

Drei Cover-Versionen: Dylans „Going, Going, Gone“ (von PLANET WAVES), „You Gotta Move“ (Kinks) und Thems „I Can Only Give You Everything“.

Das zu Beginn genannte Dylan-Album gehört übrigens zu Heils Favoriten. DESTINY STREET ist Heils zweites Album (ich ziehe sein BLANK GE-NERATION immer noch vor, weil es mehr Risiken in sich trägt), ist urbane Poesie und zeitgemäßer/zeitloser Rock (und zeigt: auch heute kann man noch mit Gitarren-Rock-Struktur intelligente Musik machen). Und wann nimmt Quine endlich ein Album mit Diana Ross auf? Hell is a con dition, too!