Robert Wyatt – EPs

Als Robert Wyatt 1974 in „Top Of The Pops“ auftrat (eine an und für sich schon merkwürdige Tatsache), muß sein Gesicht einen sehr merkwürdigen Ausdruck gezeigt haben, der in deutlichem Kontrast zu dem Song stand, den er vortrug: „I’m A Believer“. Die Neil-Diamond-Komposition! Der Monkeys-Hit! Wyatts Coverversion landete damals auf den vorderen Rängen der UK-Charts und war der Auftakt für eine Reihe von Remakes, die der ehemalige Soft-Machine-Drummer in den nächsten Jahren aufnehmen sollte: Chris Andrews‘ „Yesterday Man“, Peter Gabriels „Biko“, Stücke von Thelonious Monk, Charlie Haden und Victoi Jara. Die Auswahl der Songs war schon eigenwillig, ihre Innenleben wußte der Mann mit dem seltsamen Gesichtsausdruck stets völlig umzukrempeln: Unter Wyatts Ägide gerieten alltägliche Popsongs zu ironischmelancholischen Kurzdramen, durch die er mit einer ungewöhnlich anrührenden, fragilen Stimme schlitterte. Die vorliegende, liebevoll aufgemachte Wyatt-Box versammelt frühe 7oer-Jahre-Singles, 80er-Jahre-Oden an seine privaten Jazz-Favoriten, die Musik zum Film „The Animals“ und Remixe von vier Tracks seiner 97er-CD SHLEEP auf fünf CDs. Die Ausnahmestellung Wyatts, der seit einem Fenstersturz 1973 im Rollstuhl sitzt, wird vor allen Dingen im Klang-Design seiner Songs deutlich, die sich von Rock und Jazz längst emanzipiert hatten. Auf „I’m A Believer“ spielt Fred Frith eine Violine, die für ein paar Sekunden durch den Pop-Kontext irrlichtert, als hätte die Internationale der Avantgardisten zur Dekonstruktion der Hitparaden-Musik aufgerufen. „Shipbuilding“, das Elvis Costello 1983 für den aktiven Kommunisten Wyatt schrieb, ist eine elegische Agit-Prop-Hymne – gegen besessene Falklandkrieger.