Robert Wyatt :: His Greatest Misses

Domino/Indigo

Eine Einführung in den Backkatalog des 65-jährigen Jazz-Pop-Avantgardisten.

„Wyatting“ – sogar ein Verb hat der englische Musiker geprägt. Es bezeichnet die Vorgehensweise, in einem Lokal aus der Jukebox abseitige Musik zu wählen, um andere Gäste zu irritieren. Nachzuvollziehen ist diese Wortschöpfung nicht, wenn man sich durch die Compilation His Greatest Misses hört. Klar, Wyatts Songs sind eigenwillig. Aber nur im besten Sinne. Jazz verbindet er mit bittersüßem Pop, abgründigen Texten und einer Prise Weltmusik. Nerven zermürbend ist das kaum. Die vom „wyatting“ betroffenen Kneipengänger würden höchstens melancholisch ins Glas gucken, schließlich hat Robert Wyatt nach Meinung von Ryuchi Sakamoto die „traurigste Stimme der Welt“. Trotz des kratzbürstig anmutenden, wohl vor allem auf den mäßigen kommerziellen Erfolg Wyatts anspielenden Albumtitels liefert His Greatest Misses eine klassische Einführung in sein Solowerk: von der ans Herz gehenden Avant-Ballade „Sea Song“ (1975) über „Shipbuilding“, Elvis Costellos Anti-Falkland-Krieg-Song (1983), zu „Foreign Accents“ (2004), was nach Kinderlied klingt, aber von Hiroshima handelt. Gralshüter werden einwenden, dass Wyatts Songs in den Kontext ihres jeweiligen Albums gehören. Eine gelungene Einführung für Neueinsteiger, die etwa durch seine Zusammenarbeit mit Hot Chip auf Robert Wyatt aufmerksam geworden sind, bietet die Zusammenstellung aber allemal.

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