Rock’n’Roll Babylon – Skandale Der Popmusik
Voyeure, aufgepaßt! Gary Hermans „Rock’n’Roll Babylon“ gibt den Blick frei in das lasterhafte Reich der Popgeschichte, wo so mancher Star seinen Traum von Ruhm und Reichtum mit dem Leben bezahlen mußte“ (Klappentext). Im Vorwort stellt der britische Musikjournalist klar,“daß ich Rock ’n‘ Roll liebe“. Muß sein. Nur die Stars kann er nicht leiden, die allen „Untugenden anheimfallen, die eine von Geld und Macht besessene Gesellschaft seit Jahrhunderten kultiviert hat“. Aber, da ist er generös, „das schmälert ihre Musik nicht“ (kann irgendetwas „Musik schmälern“, verehrte Übersetzer? Egal.) Und dann wird erzählt: daß es Groupies gibt und Gewalt und Drogensucht und Orgien. Wer hätte das gedacht? Herman läßt fixen und ficken und bietet von Elvis‘ Hüftschwung bis zu Ice-T’s „Copkiller“, von Jim Morrisons Schniedel bis Cobains Suizid alles auf, was BILD-(respektive: Sun-) Leser an der Welt verzweifeln läßt. Dazu hat’s viele Fotos, die Stars vor Gericht zeigen, in Handschellen, auf Intensivstationen, tot, verletzt oder nackt. Alles natürlich verbrämt mit dem penetranten Gestus des Aufklärers. Richtig übel wird’s, wenn Herman nichts zu erzählen weiß, statt dessen Blödsinn verzapft („Frank Zappa, der Pate der obszönen Rockmusik“?) oder dem Zyniker Zucker gibt. Über Freddie Mercury heißt es da: „Als die Diagnose Aids feststand, zog er sich fast völlig zurück und war erst zwei Tage vor seinem Tod fähig, der Welt die Wahrheit zu gestehen. (…) Irgendwie ist es die perfekte Metapher für all das, was mit dem Rock’n’Roll nicht stimmt.“ So wie dieses Buch die perfekte Metapher für das ist, was mit dem Musikjournalismus nicht stimmt.
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