Roger Chapman – Kiss My Soul

Schon gehört? Joe Cocker und Roger Chapman machen eine Zweier-WG in der ‚Lindenstraße‘ auf. Cocker paßt ja mit seinem Pop-Schlock schon länger perfekt zwischen Mutter-Beimer-Schrankwand und Andi-Zenker-Familienglück. Und Chapman ist ihm hart auf den Fersen. Tiefgründig wie Dr. Dressler und gutgelaunt wie Egon Kling krächzt sich das einstige Aushängeschild britischer Rockmusik – man denke nur an die famose Family – auf KISS MY SOUL durch zwölf Songs zwischen tieftrauriger Ballade und stampfendem Rhythm’n’Blues. Das könnte ganz gut klingen, doch überkandidelte Arrangements zuckern jede Nuance zu, wie weiland bei Cockers MAD DOGS & ENGUSHMEN. Es zwitschern die Chormädchen, stoßen die Bläser ins Horn, jaulen die Gitarren, schmieren die Keyboards, und daß der Meister stimmlich nicht mehr so ganz auf der Höhe scheint, macht die Sache nicht besser. Wenn ausnahmsweise alles paßt, tönt’s gleich toll (‚Outside Looking In‘, ‚Really Started Something‘). Dennoch: Oft ertappt man sich beim Wunsch nach den knackigen Killertracks von CHAPPO oder den taumelnden Trinker-Tiraden von MAIL ORDER MAGIC. Traurig, so ein Abstieg. Darum auch die Forderung: Gebt dem Mann endlich, was er verdient: ’ne toughe Band.