Roger Willemsen – 99 x Jazz: Das klingende Lexikon des Jazz :: All That Jazz

Eigentlich eine naheliegende und durchaus zwingende I Idee: eine Art Einführungskurs in Grundbegriffe, Stile und Musiker des Jazz in einem Medium zu veranstalten, in dem sich erläuternder Text und Soundbeispiele direkt nebeneinanderstellen lassen. Die Jazzabteilung von Universal in Deutschland hat genau dasjetzt getan: Auf drei CDs lässt sie den ausgewiesenen Jazzliebhaber Roger Willemsen in 99 Stichworten Stile,Orte, Instrumente, Sachbegriffe und wichtige Musikerpersönlichkeiten vorstellen, ergänzt durch zahlreiche Musikbeispiele und garniert mit Wortbeiträgen von Musikern wie Götz Aismann über Jamie Cullum und Herbie Hancock bis hin zu Sergio Mendes. Früher hätte man so etwas als Radioserie in die Welt geschickt, heute wäre das auch als Podcast denkbar. Was Willemsen hier erzählt, ist kompetent, über weite Strecken auch unterhaltsam und vor allem {das war bei dem Reichtum und der Unübersichtlichkeit des Sujets nicht leicht) klug ausgewählt und sinnvoll gewichtet. Dass durch diese Texte mitunter mehr als nur ein Hauch von Telekolleg weht, liegt nicht zuletzt an Willemsens etwas parfümierter Artikulationsweise (besonders bei fremdsprachigen Eigennamen) – da kommen die ergänzenden Statements von künstlerischen Schwergewichten wie Branford Marsalis, Joachim Kühn und Joe Sample schon wesentlich cooler daher. Ein erheblich gewichtigeres Manko ist da allerdings, dass die Musikbeispiele ausschließlich aus dem Repertoire der heute größtenteils zum Universal-Konzern gehörenden Labels wie Verve, ECM und Prestige stammen deshalb fehlen etwa Auszüge aus Miles Davis‘ bahnbrechendem (und zum Repertoire des Konkurrenten Columbia/Sony gehörenden) Meisterwerk Kind Of Blue ebenso wie etwa die heute so gern gesampelten Souljazz-Klassiker aus dem Hause Blue Note. Ein paar Stichworte bleiben gar ganz ohne klangliche Illustration. Da hat neben dem (auch in der Musikindustrie heutzutage allgegenwärtigen) Rotstift vermutlich die Versuchung etwas zu sehr durchgeschlagen, dieses klingende Lexikon auch als schlaues Werbemittel für die eigenen (und in der Tat hochkarätigen) Backkataloge zu nutzen. Und äußerst schade, dass die Stücke fast alle nur kurz angespielt bzw. im Hintergrund eingeblendet werden. Auf vier statt drei CDs hätte sich das Willemsen’sche Jazzseminar durchaus einen fünften Stern verdienen können und wäre immer noch kompakt genug geblieben. Insgesamt aber ist das eine für Jazz-Einsteiger sehr nützliche, für bereits Informierte immerhin kurzweilige Angelegenheit geworden.

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