Roky Erickson With Okkervil River :: True Love Cast Out All Evil
Chemikal Underground/Rough Trade
Eine Psych-Rock-Montage aus alten Field Recordings und Neuaufnahmen. Will Sheff (Okkervil River) rief die Geister, damit Roky Erickson sie vertreiben konnte.
Es gab eine Zeit, als Roky Erickson, 62, die Stimmen in seinem Kopf mit einem Wall Of Sound totschlagen musste. Dann schaltete er alle verfügbaren Soundquellen ein, Radio und Fernsehen, und drehte sie so laut auf, dass die Stimmen im Kopf Ruhe gaben und er schlafen konnte. Im Song „Please Judge“ taucht dieser Wall Of Sound noch einmal auf, nur übertönt von der Stimme des Mannes, der 1966 mit den 13th Floor Elevators einen der zehn größten Songs der Sixties aufgenommen hat („You’re Gonna Miss Me“). Roky Erickson ist später für einen Joint in den Knast gewandert und als gebrochener Mann wieder herausgekommen, paranoid, wenn man den Berichten Glauben schenken kann. Er war der gefallene Engel des Psych-Punk, der Recordings aus jeder Phase der Hoffnungslosigkeit hinterließ – Audiotapes einer Zerstörung, schmerzhaft, irritierend. Dieses neue Album ist Ericksons erstes seit 14 Jahren, und es dokumentiert seine Rückkehr in die Welt der Hoffnungsvollen, unterstützt von Will Sheff und Okkervil River und dem warmen Hauch der Geschichte, der diese Aufnahmen so vorteilhaft einhüllt. Gleich der erste Song ist 40 Jahre alt, aufgenommen von seiner Mutter während eines Besuchs im Rusk State Maximum Security Prison For The Criminally Insane, angefüttert mit Noisesequenzen, die diese Stimme in die Jetztzeit tragen. Ein paar Songs weiter stapfen Erickson und Okkervil River in Siebenmeilenstiefeln zurück in die Roky-And-The-Aliens-Ära, die besetzt ist von Teufeln und Vampiren, vom gefräßigen Provinz-Rock Ende der 70er. „John Lawman“ ist die Erinnerung an einen Mann, der den ganzen Tag lang nichts anderes zu tun hat, als Leute zur Strecke zu bringen, eingemauert in eine Festung aus Feedback. So schwarz wird die Platte nie wieder. Die Zusammenarbeit von Erickson und Sheff ist nicht mit der späten Liebkosung zu vergleichen, die Rick Rubin Johnny Cash angedeihen ließ. Cash konnten wir beim langsamen Sterben zuhören, Erickson erzählt von seiner Gesundung. Und Sheff hat weit mehr die Rolle eines Regisseurs übernommen, diese bislang unveröffentlichten Songs in einem Skript miteinander verbunden, sie mit Jahrzehnte alten Live-Sequenzen und Field Recordings montiert, die dem sägenden Garage-Rock eine seltsame Tiefe verleihen. Er rief die Geister, damit Roky sie vertreiben konnte.
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