Roman – So Ghost?

Vom Kölner Label Karaoke Kalk ist man spärliche Kost gewohnt: Künstler und Bands wie Hausmeister und Donna Regina erkunden eher die stillen Räume zwischen filigraner Elektronik und Folk. Und auch Romans Debüt 5 Minutes To Watch fiel vor allem durch ausgeklügeltes Songwriting auf, ohne elektronische Effekthascherei. Damit verglichen ähnelt sein zweites Album So Ghost? einem auf schmalem Grat wandelnden Pop-Überfallkommando. Im Opener „Saving Juno preschen die Beats vor, verhaspeln sich und brechen, ein Frauenchor klagt, und Romans sanfte, angenehme Stimme versöhnt beide miteinander. „Cuddle For A Corpse“ ist dann verschleppter Super-Frickel-Funk,“.Devils Call“ Streicher-Ballade und House-Knaller in einem und „I Found Love“ The Postal Service auf Speed mit Surf-Gitarre. Mit „Unbroken Smile“ gibt es sogar noch ein Liebeslied, dessen Schönheit allen kühlen Elektronikern die Tränen in die Augen treiben sollte. Und keine Angst: Roman findet den richtigen (Mittel-)Weg zwischen Song und Effekt meistens mit schlafwandlerischer Sicherheit, einzig „Beat It“ tappt in die „Jetzt-aber-unbedingt-die-Melodie-durch-einen-total-aufgesetzten-bösen-fetten-Beat-zerstören -Falle. Insgesamt ist So Ghost? aber ein gelungener Pop-Parforceritt, der in knapp über 30 Minuten die großen Möglichkeiten und Räume zwischen Elektronik und Pop auslotet. Nichts für Puristen, nichts für Kostverächter.

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