Romanze Pur – „Die Rote in Pink“ von Howard Deutch :: Kinostart: 19. Juni

Im Kino läuft derzeit kaum ein Film, in den nicht irgendwie dezent eine Liebesgeschichte eingeflochten ist. Selten geworden hingegen sind Filme, in denen es nur darum geht. Howard Deutch hat genau das gewagt: „Pretty In Pink — Die Rote in Pink“ handelt ausschließlich davon, wie ein scheues Mädchen und ein schnieker Junge sich verlieben, mit Problemen kämpfen und schließlich doch auf ein Happy End zusteuern.

Bei unserem Paar klemmt es emotional an allen Ecken und Enden: Ihre Mutter ist längst abgehauen. Vater hat keinen Job; das teure Elite-College kann sie nur besuchen, weil sie ein Stipendium bekommt. Mit ihren wild zusammengeschusterten Kleidern ist sie in ihrer Klasse gleich ein Fremdkörper. Entsprechend ziehen die hochnäsigen Girls in ihren Lacoste-Hemden und Designer-Jeans über Aschenputtel her.

Ihre Liebe in spe paßt dagegen voll ins Bild: Hübsches Kerlchen mit reichen Eltern und dem unvermeidlichen BMW vor der Tür.

Das klingt nach 50er Jahren und moralischer Wende. So einfach macht Regisseur Deutch sich die Sache aber nicht. Natürlich geht’s um den Trend zu den guten, alten Werten. Es geht aber auch um Gruppenzwänge unter Jugendlichen, die gnadenlos jeden verstoßen, der die ungeschriebenen Gesetze eines sozialen „Stammes“ mißachtet: Punk darf nicht Popper streicheln und umgekehrt. Und es geht um die Suche nach Lebensinhalten in einer Welt, in der nicht einmal mehr der Protest gegen das Establishment eine einleuchtende Alternative zum Leben der Eltern ist. Die Alten sind vergleichsweise nämlich noch aufrührerischer als die Kinder.

Eine Wald- und Wiesen-Story wie diese kann leicht zur Kitschorgie werden — und es ist den Darstellern zu verdanken, daß „Pretty In Pink“ ohne Peinlichkeiten über die Runden kommt. Molly Ringwald als Titelheldin ist besonders beeindruckend: Sie spielt ihr trotziges Selbstvertrauen so sicher, als sei sie ihr ganzes Leben ein gesellschaftlicher Outsider gewesen. Dazu ein ganzer Schwärm von hervorragend besetzten Nebenfiguren, allen voran Harry Dean Stanton als arbeitsloser Vater. Und obendrein ein Soundtrack (Suzanne Vega, New Order, Psychedelic Furs, The Smiths u.a.), der über das Niveau der gegenwärtigen Dutzendware deutlich hinausgeht.