Ron Carter – Dear Miles

Natürlich hätte sich die Verpflichtung eines Trompeters angeboten, der den Sound von Miles Davis mit der Muttermilch aufgesogen hat. In Frage gekommen wären da beispielsweise Roy Hargrove oder Terence Blanchard. Doch Ron Carter wollte nicht, dass aus seiner Hommage an Davis eine Parodie wird. Deshalb hat Carter für seine Liebeserklärung auf alle Bläsereinsätze verzichtet und stattdessen ein Team an Klavier, Drums und Percussion zusammengestellt, mit dem er in den goldenen Zeiten des Jazz schwelgen kann: Als er 1963 mit 26 Jahren nicht nur Teil des berühmten zweiten Davis-Quintetts werden, sondern darin mit Schlagzeuger Tony Williamsund Pianist Herbie Hancock eine der wegweisendsten Rhythmusgruppen der Jazz-Geschichte bilden sollte. Selbstverständlich feuert Carter nun mit zwei Stücken die Erinnerung an jene Aufbruchstimmungen noch mal gehörig an. Mit „Seven Steps To Heaven“ und „Stella By Starlight“, die in den Folgejahren immer wieder live auf Herz und Tonalität durchexerziert wurden Darüber hinaus hat Carter Standards wie „Someday My Prince Will Come“ und „My Funny Valentine“ eingestreut, die Davis mit seinem charismatischen Spiel auf eine neue Umlaufbahn schoss. Ron Carters Rückblick bleibt jedoch glücklicherweise nicht in der pathetischen Nostalgiestimmung stecken. Im Gegenteil. Mit seiner aktuellen Rhythmusband und seinem nobel timbrierten Bassspiel wägt dieser Stilist die Melodieinitialen überlegt ab und entwickelt aus ihnen eine stets transparente und ansprechende Kultiviertheit. Auch wenn Miles Davis das von seiner Wolke sieben aus vielleicht als etwas zu weise und großväterlich abtun würde-an dem poetischen Reifegrad Ron Carters ist er eben nicht ganz unschuldig.

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