Ron Sexsmith – Exit Strategy of Soul
Eine schlechte Platte wird Ron Sexsmith in diesem Leben nicht mehr machen. Vermutlich dürfte es ihm sogar schwer fallen, überhaupt auch nur einen schwachen Song zu schreiben. Viel zu allein steht er dazu auf weiter Flur mit seinem makellosen, an Großen wie Paul Mc-Cartney, Brian Wilson, Jimmy Webb, Burt Bacharach, Nick Lowe und Elvis Costello geschulten Songschreiber-Pop. Viel zu elegant gelingen ihm Melodien und Harmonien, Strophen Zwischenteile und Bridges. Und auch auf seinem neunten regulären Album Exit strategy of soul ist wieder alles so gekonnt, dass sich die Konkurrenten -von Josh House über Jason Collett bis hin zu den Pernice Brothers- nur wieder erstaunt Notizen machen können: Jeder Chorgesang sitzt perfekt, die Akkorde sind ausgefuchst und der Songaufbau delikat und virtuos. Überschattete Carpenters-Idyllen treffen auf Hall-&-Oates-Sonnigkeiten, Lebensweisheit auf Ratlosigkeit, Country-Gospel wechselt sich mit zarten Folk-Pop-Preziosen ab, und Sexsmith ist wieder der ewig Jungenhafte Trauerkloß, dem man den Soul-kundigen Troubadour nach wie vor nicht ansieht. Stamm-Produzent Martin Terefe setzt diesmal auf Bläser und erhöht damit den Blue-Eyed-Soul-Anteil in Sexsmiths Musik massiv. Im Prinzip also wieder eine großartige Platte. Und doch wird man langsam das Gefühl nicht los, dass Sexsmith, diesem ewigen musicians’musician, diesem Auskenner-Star, diesem Gralshüter des ausgefuchsten Songs, irgendetwas fehlt: der Funke Wahnsinn vielleicht, der einen mit dem Kopf schütteln lässt über dieses verschwenderische Genie; irgendetwas Kaputtes oder Gefährliches. Andererseits wäre es wieder absurd, diesem Sensibilisten mit dem ewig lakonischen Gesichtsausdruck irgendwelche Spleens an den Hals zu wünschen. Hieße dies doch, das Wesen des besten Adult-Songwriters unserer Tagein Frage zu stellen.
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