Rory Gallagher – Calling Card

Angeblich tobt ja derzeit ein Fan-Krieg in der BRD, und es geht dabei um die Frage, ob nun die Rollers oder die Sweet schlechter sind. Den Beteiligten (und den Initiatoren) dieses „Krieges“ sollte man stundenlang Rory Gallagher’s „Calling Card“ vorspielen; vielleicht merken einige dann, was Rock eigentlich und in Wirklichkwit darstellt. Abseits von Sado-Maso-Horror, Schottenschal und ähnlichen Ablenkungen produziert Rory nämlich schlicht und ergreifend „The real thing“, seit den Tagen der Taste nahezu unverändert und auch in fünf Jahren noch gültig. Gewiß, Rory’s Backing Band (so muß man das wohl nennen), ist nicht das Gelbe vom Ei, obwohl das Trio auch nicht mehr, wie noch vor drei Jahren, den Hampelmann vor den Toren des Superstars spielt. Entschädigt wird man aber von Rory’s unnachahmlichem Gesang, seinen ansprechenden Kompositionen und vor allem von der Art, wie er seine Gitarre auslutscht. Songs wie „Moonchild“, „I’ll Admit You’re Gone“ oder „Secret Agent“ hauen einfach hin, obgleich sie sicher nicht weltbewegend und erst recht nicht neu sind; aber solange Rory seinen Lautstärkeregler aufdreht, kann mir persönlich Siggi Synthie und seine sphärische Kolonne gestohlen bleiben. Die Tatsache, daß „Calling Card“ in München aufgenommen und gemixt wurde, zeigt, daß manchmal auch gute Musik aus dieser Ecke stammen kann: Das Klangbild der Platte ist vorzüglich.