Rough Trade: Counter Culture 08

„Life Is Too Short For Boring Music“ – dieser schöne Satz hat den Indie-Plattenvertrieb EFA, der zeitlebens mit ihm warb und 2004 Insolvenz anmeldete, überlebt. Man kann es auch positiv ausdrücken: Für großartige, betäubende, becircende Musik muss immer irgendwo ein Zeitfensterchen zu öffnen sein, zu spät gibt es nicht. Wie diese Rough-Trade-Best-or-2008-Zusammenstellung beweist, eine Doppel-CD mit 44 Tracks, die die Mitarbeiter der beiden Londoner Rough-Trade-Shops zusammengestellt haben. Solche Best-ofs sind längst eine gute Tradition bei der Rough-Trade-Mischpoke, bislang allerdings waren die Alben nur via Mailorder erhältlich. Auf COUNTER CULTURE 08 finden sich zwar vier, fünf von den Bands und Musikern, die beinahe alle Jahresendlisten pflasterten (Fleet Foxes, Bon Iver, High Places, El Guincho, Flying Lotus) – der Großteil dieser Aufnahmen aber verdankt sich all den persönlichen Liebesaffären und Ich-habeda-etwas-Wahnsinniges-entdeckt-Geschichten, die Musik aus der Privatsphäre in die Öffentlichkeit katapultieren. Mundpropaganda für Fortgeschrittene, und das Spektrum ist riesig: von der Geistermusik der Softboiled Eggies über den D-I-Y-Punk derShitty Limits bis zur spacigen Maschinen-Disco von The Emperor Machine. Insider-Musik, Outsider-Musik, Musik, die es dieses Jahr aber wirklich wissen will (The Pains Of Being Pure At Heart, Crystal Stilts, Tobacco), Songs, auf die man ohne die Empfehlung aus dem Hause Rough Trade nie gestoßen wäre („Jose Fernande?.“ von den Heart Strings). Selbst der Dubstep (Dusk + Blackdown) erhält noch einmal ein Frischesiegel. CD2 ist mehr den Eruptionen gewidmet, die wir gerade noch Rock’n’Roll nennen-Rock’n’Roll und seinen Destruktionen. Ein herrlicher Spaß, nach diesen 44 Tracks müssen alle Jahresendlisten noch einmal umgeschrieben werden!

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