Ruben Blades – Nothing But The Truth
Ach, was werden sie stöhnen, die Puristen: Ihr Rüben fertigt jetzt tatsächlich englische Texte, läßt sich songtechnisch von Lou Reed, Elvis Costello oder gar Sting bedienen/beraten und von produzierenden Kräften der großen US-Studio-Mafia (Tommy LiPuma, James Ingram) auf gehobenen Mainstream-Kurs bringen. Nur bornierte Reinheitsfanatiker werden es Blades verübein, daß er auch mal über seinen Salsa-Tellerrand hinausblicken möchte. Doch was bleibt, wenn wir den neuen Kurs einigermaßen unvorbelastet auf den Prüfstand heben? Blades schreibt auch in englischer Sprache überdurchschnittliche, manchmal allerdings arg moralisierte Texte (über Mittelamerika, AIDS und solchen Kram), doch der Input renommierter Gäste kommt spätestens dann in die (identitäts-)kritische Phase, wenn ein Costello-Song nicht nur so klingt wie ein Costello-Song, sondern Blades obendrein auch noch selbst klingen möchte, als wäre er Costello („Shamed Into Love“).
Eine bessere Balance findet er mit Lou Reed, im bitter-ironischen „Letters To The Vatican“, ebenso im hymnischen, kurz vor der Pathos-Schmerzgrenze angesiedelten „The Calm Before The Srorm“. Völlig aus dem Rahmen, aber gut: „Ollie’s Doo-Wop“. Völlig banal & langweilig: Stings „I Can’t Say“. Nicht völlig, aber doch ein bißchen verwirrt: der Kritiker.
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