Rush – A Farewell To Kings

Ich weiß auch nicht recht, warum mir keine einzige kanadische Band einfällt, die einen eigenen Stil vorzuweisen hätte. Rush jedenfalls hat sich auf den englischen Rock festgelegt. Mit einer ungewohnten Mischung aus Deep Purple-, Genesis- und Jethro Tull-Anleihen versuchen sie, mit dieser (der vierten) LP, endlich Fuß zu fassen.

An sich sollte das Kapitel Rock-Trio nach Cream, Hendrix und ELP abgeschlossen sein, aber Rush versucht’s dennoch… erfolglos allerdings. Mit schwülstigem Pomp, dick aufgetragener Melodramatik, völlig überdrehten Arrangements und einem Sänger, der einem mit seiner hohen Eunuchenstimme schnell auf den Geist geht, fabrizieren sie einen Orkan an Musik, der, wenn man genau hinhört, eigentlich nicht mehr ist als ein laues Lüftchen.

Ganz anders dagegen der Sampler (die besten Stücke von ’70 – ’76) der Hamburger „Teufelsfreunde“. Ich bin bestimmt kein Fan dieser Band, aber neben Rush kommt mir ihre Fantasie und Energie fast grenzenlos vor. Und was noch’wichtiger ist: Sie scheinen mir ehrlicher zu sein.

Die älteren Songs sind noch deutlich Tasten-betont und erst mit der Zeit hat sich das Gewicht auf die Betonriffs und schrillen Gitarrensound verlagert, die man meist mit dem Gruppennamen verbindet. Auch wird hier schnell deutlich, daß Sänger John Lawton eindeutig stilprägend während der ganzen Zeit war. Auf jeden Fall ist diese Platte ein repräsentativer Zusammenschnitt (natürlich ist auch „Ride In The Night“ mit drauf) und für die, die sich nie entscheiden können, mein Tip: Sie ersetzt mindestens drei Rush-LP’s. 2 (Rush) 3 (Lucifers Friend)