S.C.U.M. :: Again Into Eyes

Mute/Good To Go

Im toten Winkel zwischen Shoegaze und Industrial findet Londons letzte Sensation eingängige Suizidalstimmung.

Was ist das? Ganz schön lärmig? Oder eher: schöner Lärm? Eins stellen S.C.U.M. auf jeden Fall dar: Londons letzte Sensation. Dazu sind sie auch mit ihrem Bandnamen geworden. Der bezieht sich auf das berühmte feministische Manifest der Andy-Warhol-Attentäterin Valerie Solanas: S.C.U.M. = Society For Cutting Up Men = Gesellschaft zur Zerstückelung von Männern. Was S.C.U.M., die Band, aber vor allem sensationell macht, sind die bösartig wummernden Singles und Gratis-Download-Songs. Von denen hat es nur „Paris“ auf das Debütalbum Again Into Eyes geschafft. Und das in einer neu eingespielten Version: Die im Hintergrund sinister schabende Gitarre des Originals ist verschwunden, aus einem gemeinen Atonal-Kleinod ist eine sich mächtig aufplusternde Ode aus verträumtem Klavier und dicken Synthie-Schwaden geworden. Das ist durchaus symptomatisch, auch wenn sonst die Starkstromgitarren im Breitwandformat dominieren. Denn zielsicher sucht das Quintett zwar den toten Winkel zwischen Shoegaze und Industrial auf und findet dort eine aktuell recht modische Suizidalstimmung, mildert diese aber stets mit ausreichend eingängigen Melodien geschickt ab. S.C.U.M. sind nicht die Ersten, die ein kraftmeierndes Klangbild mit Popsensibilität verbinden. Sie werden sicherlich auch nicht die Letzten sein, die das tun. Aber lange schon nicht mehr, ungefähr seit den Hochzeiten von My Bloody Valentine, wurde die Effekthascherei im Pop so effektiv inszeniert wie auf diesem Album.

Key Tracks: „Amberhands“, „Summon The Sound“, „White Chapel“