Saint Etienne – Fimsterre
Wer sich von Zeit zur Zeit zur Musik von Saint Etienne sanft des Mittelstandselends enthebt, frisst bestimmt auch kleine Kinder – zumindest stellt er sich regelmäßig diese mittlerweile zu einer amtlichen Pest ausgewachsenen Chill-Out-Sampler ins Regal. Oh bitte, macht mir Sarah Cracknell und ihre Jungs nicht so schlecht! Saint Etienne sind unbedingt zu schützen vor allen unlauteren Morcheeba-Vergleichen und zu schätzen für ihre Credibility und Geschmackssicherheit. Sie musizieren mit Elektronikkünstlern wie To Rococo Rot (auf ihrem letzten, sehr gelungenen Album THE SOUND OF WATER), zollen den Beach Boys Tribut, legen in ihrer Freizeit schwitzige Soulplatten auf und gebären Kinder, die sie ganz sicher zu aufgeschlossenen Menschen mit humanistischem Weltbild großziehen. Kurzum: Saint Etienne sind schon okay. Daran vermag auch „Soft Like Me“ nur viereinhalb Minuten lang etwas zu ändern – viereinhalb Minuten, in denen Saint Etienne mit Gastrapperin Wildflower ein so pappig-süfies Wechselspiel treiben, das mit gesprochenem Intro, blümeranter Blümchenmelodie und seichtem Ranschmeißer-Refrain wohl selbst bei den dumpfen „Popstars „-Produzenten in die engere Auswahl käme. Das ist gruselig. Der Rest ist eitel Schweben. Ein bisschen Soul, ein wenig New Wave, eine Brise Burt Bacharach, ein Hauch Brian Wilson, eine Idee verspielte Dance-Elektronik und ganz viel Romantik. Mit den besten Momenten in seinen besonders unaufdringlichen, flüchtigen. Feinster Daunenfedernpop, again.
www.saint.etienne.net
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