Sally Oldfield – Easy
Mit beiden Interpreten verbinde ich bloß je einen Song: „Mirrors“ von Frau Oldfield gefiel mir wegen seiner Virginität, das alte „Suzanne“ von Herrn Cohen erinnert mich an meine Jugend. Ansonsten kann ich zunächst mal nichts mit der Musik von Oldfield & Cohen anfangen, wobei es die Sally einem leichter macht: Unbestreitbar superschöne Melodien, fragile Instrumentierung mit allerlei Glöckchen, Geschepper und feinen Keyboards im Hintergrund, dazu Sally’s jungfräuliche Stimme – buchstäblich märchenhaft, die sieben Zwerge lugen gleich aus der linken Box, Schneewittchen aus der rechten. Weniger avantgardistisch als die andere ‚Märchenfee‘ des britischen Pop, Kate Bush, dürfte Frau Oldfield manchen Musikhörer ansprechen – beschaulich, introvertiert, ohne Seichtigkeiten. Eine wahrhaft wunderschöne Platte, die bloß im Song „You Set My Gypsy Blood Free“ lügt – da stimmt die Blutgruppe nicht.
Leonard Cohen ist da weit intellektueller – zum Denken und so. Also wie üblich: Texte nachvollziehen und zu Leben und Liebe eventuell neue Stellung beziehen. Aus unerfindlichen Gründen ist mir das bei Cohen zutiefst zuwider – vielleicht, weil mir Cohen’s Sprechgesang auf’s Ohrläppchen geht. Daß ich die Platte wegen ihrer subtilen Arrangements, ihrer feinfühligen Instrumentierung und der zweifelsohne lesens- und hörenswerten Texte trotzdem gut finde, spricht für Cohen, der eh seine enge Fangemeinde besitzt, die ihn anhimmelt. Und dann gibt’s da noch die Cohen-Feinde, die auch an „Recent Songs“ keine gute Rille lassen. Also vom Leo nix Neues, aber altes Gutes. 4 (beide)