Schottenrock :: Primal Screams Meistermix aus Rock, Funk und Soul
PRIMALSCREAM Give Out But Don’t Give Up (Sony 475809.2)
Bobby ist zurück. Bobby Gillespie und sein Primal Scream. Wir erinnern uns: Mitte der Achtziger schrammelte die schottische Band eine etwas elegantere Version des britischen Noise Pop in die Herzen der Kritiker. Der große Publikums-Erfolg stellte sich aber erst mit ihrem 91er Album SCREAMADELICA ein. Durch Acid-House-Rhythmen aufgeputscht, lernten die Songs von Gillespie fliegen. Bobby selber raunte dazu wie Mick Jagger auf Pillen. In ihrer Gesamtheit stellte die Platte eine neue, in weiten Dub-Arrangements blubbernde Pop-Vision im Schnittfeld von Tanzlust, Rock’n’Roll und Drogenexzessen dar.
Über zwei Jahre haben sich Gillespie & Co. für ihr neues Album Zeit gelassen — was die Erwartungen naturgemäß in astronomische Höhen schraubte. Doch GIVE OUT BUT DON’T GIVE UP hält selbst kritischster Betrachtung stand. Und das, obwohl Primal Scream ihren Sound hörbar modifiziert haben. Den Platz von Dub- und Dance-Tönen haben Elemente aus P-Funk und Soul eingenommen — was allerdings nie zu Lasten der vollfetten Gitarren geht. Das Resultat ist eine meisterliche Mischung aus Parliament und Black Crowes, Lynyrd Skynyrd und den Stones der sechziger Jahre. Egal, ob Akustik-Ballade oder ungestümer Rock-Kracher: Primal Scream haben sich in jenes Zeitalter gebeamt, in dem Blues, Rock und Soul noch von Hand gemacht wurden und nach Erde dufteten.
Dabei wurden sie von einer kompletten Expertenkommission tatkräftig unterstützt. So fungierte der erfahrene Toningenieur Tom Dowd (Otis Redding, Aretha Franklin, Rod Stewart) als Produzent. Aber auch P-Funk-Vater George Clinton saß zeitweilig am Mischpult, so zum Beispiel bei Gillespies „Funky Jam“. Ebenfalls mit von der Studioparty: Who-Trommler Kenny Jones und Stones-Pianist Jim Dickinson. Und weil man mit den legendären Ardent Studios in Memphis einen stilgerechten Aufnahmeort wählte, hatten es auch die ortsansässigen Horns nicht weit.
GIVE OUT BUT DON’T GIVE UP ist eine hinreißend altmodische Rock’n’Soul-Platte. Entsprechend klassisch auch die Themen, „I’m gonna cry myself blind“, singt Bobby Gillespie, das Herzblut in der Stimme. Eine Stimme, die man zwischen den Zeilen immer wieder den gleichen Satz sagen hört: „It’s only rock ’n‘ roll, but I like it.“
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