Schrottgrenze – Schrottism
Bereits im Jahre eins nach ihrem Durchbruch in den Kosmos durchdachter Indie-Lyrik gehen Schrottgrenze die überzeugenden Ideen auch schon wieder stiften. Die kreative Stagnation beginnt bereits beim Albumtitel: Schrottism wirkt zwölf Jahre nach Leftfields Leftism und eine Dekade nach Erykah Badus Baduizm halt nur noch bedingt originell. „Nicht Stehen bleiben, bitte einfach weitergehen“. singt Alex Tsitsigias in „Achtundzwanzig“ und formuliert damit unwillkürlich den Wunsch, den man an diese eben noch vielversprechende Gruppe richten mochte. Ihr könnt’s doch eigentlich besser! Mensch! Doch da hilft alles Wohlwollen nichts: „Zhenzheng de Shuiguo“ ist ein betrüblich missglücktes Funkexperiment, „In Verhältnissen dieser Art“ ein für eine gestandene Band bedenklich flacher Sozialkritiker, und das anderthalbminütige „Schuldizm“ einfach nur überflüssiger Schmarrn. Lag es daran, dass sich vor den Aufnahmen zwei der Mitglieder – einer temporär, einer endgültig – von der anderen Bandhälfte getrennt haben? Haben sich die Herrschaften auf einer Fahrt zu viel auf dem Personalkarussell das Potenzial aus dem Leibe gereihert? „Wir waren nicht gemacht, um zu bestehen“, heißt es dann auch noch zu allem Übel – unbarmherzig aus dem Kontext gerissen – im finalen „Kanari“. So versperrt der Weg zum Herzen für dieses Album nun mal ist, die Hoffnung stirbt zuletzt, und Schrottgrenze möchten bitte auch noch nicht abkratzen, sich stattdessen für ihr nächstes Werk vielleicht etwas mehr Zeit lassen und Schrottism beim Wort nehmen und als Ausrutscher verbuchen. Essei dazu gesagt, dass hier eine kastrierte Vorabversion mit viel zu verfrühten Fade-outs rezensiert wurde; womöglich finden sich all die fehlenden großen Momente ja auf dem verlängerten Endprodukt? Wie gesagt, die Hoffnung stirbt zuletzt.
www.schrottgrenze.de
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