Scott Walker – And Who Shall Go To The Ball? And What Shall Go To The Ball?

Scott Walker ist ein dankbarer Aufhänger für musikästhetische Grundsatzdiskussionen. Muss ich Musik automatisch gut finden, weil sie das Werk eines anerkanntermaßen „großen Künstlers“ ist? Wer bestimmt darüber, welcher Künstler „groß“ und „anerkannt“ ist? Kann etwas überhaupt“Kunst“ sein, das der, an den sich diese Kunst richtet, eben nicht anerkennt? Ist der Stempel „Kunst“ der Freifahrtschein für Scharlatanerien aller Art? Musikästhetische Grundsatzdiskussionen enden gerne mit einem torlosen Unentschieden. Diskussionen über Scott Walker auch. Wer etwa Walkers Sopran unerträglich findet, aberan sich kein Problem mit europäischen Kunstmusiken hat, sollte sich mit And Who Shall Go To The Ball? And What Shall Go To The Ball? beschäftigen, instrumentale Orcherstermusik in vier Sätzen, die Walker im Auftrag des Londoner „South Bank Centre“ für ein Ballett geschrieben hat. Ahnungen von freier Avantgarde-Improvisationsmusik (der erste Satz) und Neuer Musik (der dritte Satz), die ja gar nicht so weit auseinanderliegen, ziehen sich durch diese Auftragsarbeit. Im zweiten Satz gibt es dekonstruierte Vaudeville-Musik. Durch die Stakkatos und die langen Pausen erzeugt Walker den Eindruck eines Clicks’n’Cuts-Album, das aber von einem Orchester eingespielt wurde.

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