Sepultura – Roots
Zwölf Jahre gibt es Sepultura nun schon, ihr sechstes Album steht an. Reich und berühmt ist Brasiliens schärfster Metal-Export längst geworden – was sollte jetzt noch kommen? Der Rückgriff auf die alieruntersten Wurzeln der eigenen musikalischen Existenz ist da nur scheinbar ein bequemer und werbetauglicher Mode-Gag: Sepultura forschen nach ihren Ursprüngen – und verarbeiten das Gefundene so virtuos, daß dem von Durchschnittsware abgestumpften mitteleuropäischen Metalfreund nur so der Mund offen bleibt vor Staunen. Diese ROOTS-Sammlung birst schier vor Energie und Kreativität wie man es von einer etablierten Metalband schon lange nicht mehr gehört hat. Auf der einen Seite (und vor allem im ersten Teil der Platte) spielen Sepultura mit den „weißen“ Ursprüngen ihrer Musik: Da gibt es dunkelsten Underground-Sound, psychedelische Vox-Box, ein beinhartes Punk-Bass-Intro und ein verstecktes Peter-Gunn-Motiv. Auf der anderen Seite (hörbar mehr im zweiten Teil) sind die vier natürlich Südamerikaner – und haben für diese Platte angeblich sogar extra bei wilden Urwaldstämmen nach Inspiration und musikalischem Austausch gesucht. Das Resultat ist schärfster Metal zu brasilianischen Rhythmen, Congas und Bongos zum Verzerrersound. Und wenn dann noch sitarähnliche Melodien dazukommen, klingen Sepultura stellenweise wie Led Zeppelin während ihrer indischen Phase. Richtige Stammesgesänge gibt es auch, die Sepultura-typische Polit-Agitation in den Texten wird da fast schon zur Nebensache. Im Grunde gibt es kein noch so eigenartiges Geräusch, daß – sofern es irgendwie metal-tauglich ist – nicht irgendwo auf dieser Platte verewigt ist. Dies sind wirklich im allerbesten Sinne ‚Roots Bloody Roots‘.
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