Sex Pistols – Never Mind The Bollocks DVD
Eine der erfreulichsten Erscheinungen der DVD-Ära ist die Dokumentarreihe „Classic Albums“ über Meilensteine der Rockgeschichte. Hierfür versucht die Londoner Firma Eagle Vision, möglichst alle Beteiligten der jeweiligen LP zusammenzutrommeln, und lässt sie in langen Interviews sowie am Instrument über die damalige Aufnahmesituation erzählen. Respekt gebührt den Machern zudem, weil sie bei ihren Produktionen eben nicht nur den Classic Rock von Elvis über Jimi Hendrix bis Deep Purple berücksichtigen (alles Gegenstand bisheriger Folgen], sondern stilistisch weit über den Tellerrand schauen. So leitete nämlich just das in der neuesten Ausgabe der Serie vorgestellte Album Never Mind The Bollocks – Here’s The Sex Pistols von 1977 mit der Punk-Explosion das Ende des besagten Classic Rock ein. Lustvoll schildern die Protagonisten -Johnny „Rotten“ Lydon. Gitarrist Steve Jones. Bassist Glen Matlock, Drummer Paul Cook und Manager Malcolm McLaren -, wie sie, angetrieben von ungestümer Leidenschaft, scheinbar ungeplant ihre generelle Unzufriedenheit mit dem Bestehenden in rohe, ungebändigte Musik umsetzten und dabei aus dem Chaos jenes Jahrhundertalbum hervorbrachten. Mindestens genauso interessant ist, dass sie im Rückblick mit einigen selbstgefälligen Punk-Mythen aufräumen – denn vor allem Jones und Matlock ging es auch um die Schönheit der Musik an sich, den richtigen Akkord zum richtigen Rhythmus – all das, wovon Punklegende Sid Vicious nicht den Hauch einer Ahnung hatte. „He could not play“, stellt Jones einmal lapidar fest, weswegen er die meisten Bassparts auf der Platte selbst einspielte. Und Platz für Anekdoten bleibt auch. So erfahren wir, dass Matlock seinen Platz für Vicious nicht nur räumen musste, weil er eine Vorliebe für die Beatles und die Faces hatte, sondern auch, weil er sich mehrmals pro Woche die Füße wusch.
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