Shut Up And Play Your Guitar

Als Michael Rudolf und Frank Schäfer 1999 erstmals alles Wissens- und Hassenswertes über Rockgilarristen zusammentrugen, nannten sie ihr Ergebnis noch „Lexikon der Rockgitarristen“. Doch wer – außer Kreuzworträtselfanatikern und Wer-wird-Millionär-Aspiranten – liest schon ein ganzes Lexikon? Man würde dies allenfalls Eric Clapton zutrauen, vernünftigen Menschen weniger. Die von Rudolf im Alleingang besorgte und fleißig erweiterte Neuausgabe heißt daher nicht mehr Lexikon, lediglich der Untertitel („444 Rockgitarristen von Ritchie Blackmore bis Frank Zappa“! klingt lexikalisch. Der neue und passendere Titel, dem Zappa-Album „Shut Up N Play Yer Guitar!“ entwendet, gibt besser Auskunft darüber, was den geneigten Rockgitarristenbescheid- resp. Besserwisser erwartet: Huldvolle Heldenverehrung (Gary Moore auf unglaublichen fünf Seiten und sieben Zeilen!!, vernichtende Urteile (Werter Herr Rudolf, wg. Stone Gossard werden wir ein Vieraugengespräch führen müssen!], böswillige Auslassungen (Chris Poland, Chuck Schuldiner, Holger Sudaul, fragwürdige Nicht-Auslassungen (Achim Mentzel. Ricky Kingl, hochwissenschaftliche Betrachtungen IRitchie Blackmore], blanker Blödsinn IAI Jourgensenl und eben kein eigener Eintrag zu Eric Clapton, dem“.genialeln) Schmusegitarren-Spezialistlen]“ (Rudolfl. dessen Namen man auch im Register vergeblich sucht (immerhin: da sind Cream neben Deep Purple mit 17 Nennungen einsame Spitzenreiter …). Kurz: Jede der 444 Kolumnen ist es wert, gelesen zu werden. Egal, ob man sich für das mutwillige Quälen von zumeist stromverstärkten Gitarren interessiert oder erfahren möchte, unter weich widrigen Umständen (..Liebesentzug, Hausanzünden. Bier verstecken, kalte Nudeln“! so ein Buch entsteht (genauere Auskunft erteilt der Eintrag zu Allan Holdsworth] – unterhaltsam ist es immer, und widerlegt wird mithin das von verspexten Popjournalisten gern zitierte bis dogmatisierte Neil-Tennant-Zitat, demzufolge auf Dauer“.zwei Plattenspieler und ein Mischpult aufregender als fünf Gitarrensaiten“ sind. Nicht unerwähnt bleiben darf das von Didi Zill fotografierte Gruselkabinett, das zwischendurch die Lektüre unterbricht und an das größte Problem des Rock erinnert – die Dauerwelle im Männerhaar.