Shy – Comprende?
Es gibt Platten, die man vorschnell als irrelevant, nervig oder überflüssig ausrangieren will und die plötzlich doch Überstunden im CD-Player laufen. Diese ist so eine. Eben noch lächelt man mitleidig über die altbackenen Duran Duran-Keyboardflächen (der Opener „Popsong“ hat seine „Girls On Film“-Lektion gelernt), die Flanger-Wave-Gitarren und den österreichischen Gesang, da klebt das Ohr plötzlich doch am Lautsprecher und entdeckt Qualitäten jenseits von Genrezuordnungen und festgelegten Soundvorstellungen. Shy aus Linz wissen was sie tun, und das hebt sie zunächst einmal wohltuend vom Gros der Konkurrenz ab, das verzweifelt dem Diktat irgendeines Zeitgeistes hinterherhechelt und doch nur immer zu spät kommt. Shy haben es sich zwischen dem tanzbaren Popsong britischer Prägung (Happy Mondays, Stone Roses) und NDW-Ansätzen der frühen 80er bequem gemacht, diskutieren und goutieren gleichwohl liebend gerne (über) Rare Groove, Northern Soul oder brasilianische Songwriter und haben kein Problem damit, in der klassischen Ballade „Alibi Lovesong“ schwere Geigen-Geschütze aufzufahren. Das macht sie sympathisch, eigensinnig und letztlich auch eigenständig. Manche Platten dauern eben ein wenig länger, bis sie dann doch noch zünden.
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