Silje Nergaard – At First Light :: Vocal-Jazz

Robbie Williams erklimmt mit Swing die Hitparaden-Gipfel (das würde er vermutlich aber auch mit bulgarischer Polka), Diana Krall kam mit ihrer Kollektion von gut abgehangenen Jazz-Perlen kürzlich auf Platz 15 der Charts. Ist die alte Dame Jazz wieder hip? Wenn’s stimmt, dann darf sich auch die norwegische Sängerin Silje Nergaard mit ihrem siebten Album AT FIRST LIGHT gute Chancen ausrechnen. Im Gegensatz zu der dunkel-lasziv raunenden Jazz-Mieze Diana Krall reicht es der Skandinavierin nicht, Altbekanntes in ein teures Gucci-Klangkostüm zu stecken. Nergaard zeigt Mut zum Risiko. Sie schreibt die meisten Songs selbst, und statt Weltstars wie Claus Ogermann steht ihr mit Georg Wadenius ein talentierter, aber nicht annähernd so renommierter Mann zur Seite. Die Songs haben Format, Charme und Klasse. Und sie klingen erstaunlich vertraut. Das nostalgisch swingende „Be Still My Heart“,das im eleganten Latin-Groove gehaltene“Now And Then“oder die Ballade „Japanese Blue“ könnten genauso gut dem American Songbook entstammen und hätten sogar Ella Fitzgerald oder Billie Holiday alle Ehre gemacht. Dennoch kann Nergaard stimmlich nicht mit diesen Damen konkurrieren. Will sie auch gar nicht. Ihr Jazz ist subtil, zerbrechlich und oft romantisch. Joni Mitchell lässt grüßen. Oder auch Sting. Vor allem, wenn sie im Titeltrack oder bei „Be Still My Heart“ (mit Till Brönner an der Trompete) dem Pop die Hand reicht. Wer sagt’s denn: Anspruch und Kommerz passen zusammen.