Sleater-Kinney – Dig Me Out

Ein kleines, seufzendes Aufatmen ist dann und wann schon mal drin: Es gibt ihn noch, den Rock’n’Roll klarsten Wassers, das kraftvolle Hinlangen ohne Federlesens, so wie es erfreulicherweise immer Menschen geben wird, die auf den Boden rotzen, deren Comix-Sammlung im Klo zur allfälligen Lektüre bereitliegt und die dir das Ohr auslecken, während du über die Belange der Zukunft nachgrübelst. Rocker spucken täglich mehrere Stunden lang große Töne, bewerfen ihre Umwelt mit spitzgefrästen Noten, und ihr Lebensstil sitzt im Herzen, im Handgelenk und in ihrem Atem. Bei Rockerinnen ist das genauso. Und also verhält es sich so, daß das neue große große Ding aus den Staaten Sleater-Kinney heißt, ein Mädels-Trio aus Olympia, Washington, ist und so natürlich auftauchte wie ein blauer Fleck nach einem Fahrradunfall: hallo! DIG ME OUT, ihr erstes europaweites Album, ein Mixgetränk aus Punk, Pop und Zitaten so ziemlich aller einschlägiger Vorläuferinnen von Patti Smith bis Hole: sauberer Trash, milder Hardcore, mehrheitsfähiger Minimalkrach. Und so dürfen wir im Präsentkörbchen 13 Songs entgegennehmen, die sich nichts vergeben, wenn sie schlicht als Strophe-Refrain-Strophe daherkommen. Die Basisschläge der australischen Drummerin Janet Weiss umspülen die Gitarren von Carrie Brownstein und Corin Tuckert – die zugleich als Sängerin mit zuweilen exaltierttheatralischer Stimme fungiert – rasche Dinger mit Exzessen rupfender Weichheit.