Sly & The Family Stone :: Fresh

Zwischen Aktionismus, Poetentum, Psychedelia, Funky Grooves und Black-Panther-Ideologien betätigten sich Sly Stone und seine Family zielstrebig als wohl erste schwarz-weiße Crossover-Formation überhaupt. In den Glanzjahren 1968 bis 1971 erschienen vier Meisterwerke (DANCE TO THE MUSIC, LIFE, STAND!, THERE’S A RIOT GOIN‘ ON), die der musikalischen Nachwelt als wahre Sample-Fundgruben dienen. Der immense Kokainkonsum von Sly Stone und seiner Band aus San Francisco führte nach einem furiosen Auftritt beim Woodstock-Festival und dem anschließenden Welthit „Family Affair“ zu einer langatmigen, zweijährigen Studioklausur. Dank Slys Tyrannentum zog in jenen Tagen Ur-Family-Stone Larry Graham die Flagge ein, um kurze Zeit später die Funkband Graham Central Station zu gründen. Auch ohne ihn zählt das ’73er Album FRESH zu den besseren Werken. Mit pluckernder Rhythmusbox startet „In Time“ hypermodern in eine vertrackte, ambivalente Jazz-Funk-Fusionsmaschinerie in elf Teilen. Nach dem Genuß von „If You Let Me Stay“, „Skin I’m In“, „I Don’t Know (Satisfaction)“, „Keep On Dancin'“ und „Babies Makin‘ Babies“ ist zumindest gewiß, daß Jason Kaye, alias Jamiroquai, Slys sechsten Longplayer nicht nur einmal auf seinem Plattenteller abgenudelt haben dürfte. Um die schleppende Deep-Soul-Coverversion des Doris-Day-Evergreens „Que Sera, Sera“ rankt sich übrigens die Legende, daß der überpotente Sly zu jener Zeit mit Rock Hudsons liebster Bettgesellin in seidenen Laken nicht nur einmal „Pillow Talk“ flüsterte.