Small Faces – Immediate Album Collection

Zu Lebzeiten waren sie als gut geölte Chartmaschine verrufen. Die Rehabilitation der Small Faces kam erst, nachdem ihr souliges Sprachrohr nach einem nächtlichen Hausbrand in seinem ländlichen Cottage für immer verstummte: Steve Marriott, ehemals Schauspieler im Londoner West End, verzückte mit großer Stimme und hielt bis zu seinem allzu frühen Tod im Jahr 1991 das Zepter musikalischer Integrität zwischen Soul, Rock, Pop und Blues hoch. Der einstmals gefeierte Star der kleinen Gesichter und der nicht minder erfolgreichen Nachfolgeformation Humble Pie hegte auch keinen Verdruß, als er ab Anfang der 80er Jahre nur noch verhältnismäßig kleine Brötchen backen mußte. Mindestens ebenso typisch britisch-kauzig wie The Kinks und nicht minder rabaukenhaft-schelmisch als The Who, zählte das Quartett bis zu seinem plötzlichen Ableben Ende 1968 zu den wichtigsten Vertretern der British Beat Invasion. Nach einem glorreichem Start 1966 unter dem vampirhaften Halsabschneider von Manager Don Arden, dem Vater von Ozzys Osbournes Ehefrau Sharon, landete der nun von Mods auf Hippies umsattelnde Nachwuchs Anfang 1967 bei Rolling-Stones-Entdecker Andrew Loog Oldham und dessen hauseigenem Label Immediate – das war der Beginn einer faszinierenden Hitserie mit zeitlosen Klassikern wie „Here Come The Nice“, „Itchycoo Park“, „Tin Soldier“ und „Lazy Sunday“, aber auch drei kompetenten Longplayern, von denen zumindest einer das Prädikat Meilenstein verdient. Im handlich-quadratischen Box-Set Immediate Album Collection findet sich jenes Triumvirat, liebevoll verpackt als originalgetreue Miniatur-Repliken im Originalartwork der Vinylscheiben. Mit Small Faces (4) gaben Marriott und seine drei Kumpanen, Bassist Ronnie Lane, Schlagzeuger Kenney Jones und Keyboarder lan McLagan, einen glänzenden Einstand beim ersten Independent-Label der Ära, Blieben die beiden ersten, noch für Decca eingespielten Werke bis auf einige Singlehits relativ farblos, so brillierten die Small Faces hier facettenreich mit Selbstgeschneidertem wie „Green Circles“, „My Way Of Giving“, „Talk To You“ und „Up The Wooden Hills To Bedfordshire“ zwischen Powerpop, Psychedelia und Parodie. Sage und schreibe ein halbes Jahr dauerten die Aufnahmen für das Konzeptwerk Ogdens Nut Gone Flake (5), ein zwischen Romantizismus und Moderne oszillierndes Popmärchen um den unglückseligen „Happiness Stan“, der die verloren geglaubte dunkle Hälfte unseres Erdtrabanten sucht. Ähnlich skurril wie die Story ist auch die Verpackung der CD. Die Neuedition von ogden s nut gone flake wurde – wie damals das Vinyl – in einer aufklappbaren Tabakdose verpackt. Das nach der Auflösung veröffentlichte Doppelalbum Atummn Stone (4) deutet schon sehr in die diffizile Richtung Humble Pies – mit ursprünglich für den legitimen Ogdens Nut Gone Flake-Nachfolger geplantem Material mit etwas enervierenden Konzertmitschnitten. Oder wie Steve Marriott kurz nach der Trennung der Small Faces die Situation etwas allzu kritisch analysierte, eine Analyse, die allerdings von dem gerade mal wieder im deutschen Fernsehen gezeigten Auszug aus der Sendung „Beat, Beat, Beat“ widerlegt wird: „Als das Gekreische bei Konzerten aus der Mode kam und wir endlich hören konnten, was wir spielten, stellten wir fest, wie schlecht wir waren und lösten uns auf.“

www.thesmallfaces.com