Small Faces – Small Faces ’78 In The Shade

Für den Kritiker ist diese LP eine harte Nuß, an der auch so mancher Käufer knabbern wird. Warum? Ganz einfach, man kann nicht so ohne weiteres glauben, daß diese Herren mit ihrer Musik vor Jahren mal ganz anständig aufgeräumt haben. Sie fangen mit „Over Too Soon“ an; einem Song ohne Drive, der zwar mit ein paar feinen Arrangements versehen ist, aber alles in allem zu lustlos wirkt. Weiter geht’s mit „Too Many Crossroads“, bei dem mir die Füße einschliefen, obwohl Mariott eigentlich nichts von dem verlernt hat, was ihn einst berühmt machte. Licht wechselt niit Schatten: „Brown Man Do“ zum Beispiel zeigt was noch alles in den kleinen Männern steckt. Sie verstehen es prächtig, Chorpassagen einzubauen und zeigen, daß sie besonders bei durchgängigen Rhythmen unglaubliches zustande bringen können. Doch immer wieder der überraschende Rückfall ins Mittelmäßige. Tastenfühler Mc-Lagan versucht sich bei „Let Me Down Gently“ als Komponist, wie schon zur alten Faceszeit geschehen. Er hätte es besser bleiben lassen, es ist teilweise von Kitsch nicht zu unterscheiden. Überhaupt, vieles erinnert mehr an alte Faces-Alben denn an Small Faces-Material. Einige Tracks hätten genausogut auf „OOH-LA-LA“ gepaßt (Was jetzt nicht heißen soll, daß „OHH-LA-LA“ Kitsch oder ähnliches gewesen wäre).

„Small Faces ’78 In The Shade“ erscheint als Titel ganz richtig gewählt. Im Schatten anderer stehen sie heute gewiss. Dieses Dasein haben sie sich jedoch eher selbst zuzuschreiben. Mit den Jahren sind sie technisch gesehen beinahe perfekt geworden. Nur es zeigt sich, daß man mit Routine zwar eine Menge reißen kann, verlorengegangene Energie damit aber nicht wett zu machen ist.