Soap & Skin – Lovetune For Vacuum

Achtung, Kultur-Event! Zu diesem feierlichen Ereignis darf ich Sie einstimmen: Eine 18-Jährige, die sich von der Schweinefarm der Eltern in einem südsteirischen Dörfchen in die Welt aufmachte, die Menschen mit ihren seltsamen Liedern zu betören, und an der Wiener Akademie der Bildenden Künste an ihren Piano-Etuden bastelt. Der Rest ist bekannt. MySpace, New York, Berlin, Anja Plaschg wird eine Internet-Berühmtheit, tritt im Identitätsfragespiel „Nico-Sphinx aus Eis“ in den Sophiensälen auf. Und jetzt dieser Songsturm, aus dem es nur so forterzählt. Von Verzweiflung und Zerrissenheit, von Dingen, die ich gar nicht weiter hören will, weil diese Platte mich ganz und gar auf diese Märchen-Stimme wirft, die Lieder einfach zerschneidet. Piano links, zerrupfte Elektronik rechts, Anja über allem. Aber gefährlich weit weg von dieser Welt. Was sie von den großen Schmerzensmuttern des Pop unterscheidet, ist der Wille zur Schroffheit, die komplette Verneinung des Pathos in den nur scheinbar so großen Kontrasten (Schönheit/Verderben, Folkore/Techno). Selbst das Dröhnen der Schweine ausdem elterlichen Mastbetrieb soll als digitales Häckselgut irgendwo zu hören sein. LOVETUNE FOR VACUUM ist das Konkurrenzprogramm zum anorektischen Zeitgeist, das hellste Stück Gothic Pop, das mir seit Kate Bush untergekommen ist.

www.soapandskin.com