Social Distortion – White Light, White Heat, White Trash

California über alles? Deutlich verhaltener und längst nicht so ungestüm wie auf dem ausgelassenen Frühwerk, erliegen die Mannen um Mike Ness dem sogenannten Bad Religion-Syndrom: Musikalische und mentale Reife gehen einher mit fokussierter Wut, Selbstzitaten und kreativer Stagnation. Dem schnörkellosen Power-Rock in bester drei-Minuten-Manier fehlt stets der letzte, alles entscheidende Kick. Und das, obwohl Social Distortion im Grunde alle Voraussetzungen für die Hall Of Fame des Punk erfüllen: Vitale Hymnen mit Mitgröl-Charakter, kantige Stakkato-Riffs, treibende Rhythmen und charmante Harmonien. Alles ist nett, eingängig und dynamisch verpackt, aber eben ohne jeglichen Charakter, geschweige denn Wiedererkennungswert. Und das ist angesichts der eigenen Geschichte schon verdammt schade. Schließlich hat die Band vor 14 Jahren einen Meilenstein des Melody-Punk geschaffen: MOMMY’S LITTLE MONSTER. Das akzentuierte Drumming von Neuzugang Chuck Biscuits (ex-Danzig) vermag daran ebensowenig zu ändern, wie der kratzbürstig-kehlige Gesang von Mike Ness. Und der erinnert in seinen stärksten Momenten an Richard Butler von den Psychedelic Furs. Der Wille ist vorhanden, doch mit Ende Dreißig läßt sich die Attitüde eines jugendlichen Rotzlöffels nicht länger faken.