Soft Cell – Cruelty Without Beauty

In den Achtzigern waren sie Popstars, als Solisten Kultfiguren – aber auch nicht mehr. Kein Wunder, dass sie es mit Anfang 40 noch einmal versuchen. Wie jeder Mensch brauchen auch sie a) Geld, b) ein wenig Anerkennung und c) ein Mittel, um die Midlife crisis zu überwinden. Denn den jugendlichen Dandy nimmt man inzwischen selbst Marc Almond nicht mehr ab. Dass Soft Cell den großartigen Elektropop von NONSTOP EROTIC CABARET nicht reanimieren können, ist offensichtlich. Und doch versuchen sie es. Wie vor zwanzig Jahren paaren sie tuckernde Synthie-Sounds mit pathetischem Gesang und honigsüßen Refrains. Das ist nicht nur nostalgisch, sondern einfallslos. Aber schließlich wissen die beiden ergrauten Lieblinge der New Wave-Kids nur zu gut, wer ihr Publikum ist – und dass so schnell auch kein neues nachrückt. Die Jugend, da sind sich Almond/Ball schon im Opener „Darker Times“ einig, steht auf Nihilismus, dem Soft Cell vor allem tanzbaren Optimismus entgegenstellen. Die beiden meinen es ernst – genau wie mit den billigen Retortenbeats, die nicht aus prähistorischen Keyboards, sondern aus den neuesten Computern stammen. Wobei, und das ist entscheidend, eines fehlt: Die großen Hits wie „Memorabilia“ oder „Torch“.

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