Songs: Ohia – Didn‘ t It Rain Secretly
Eine warme akustische Gitarre, sanft und doch pointiert angeschlagen, ein kurzer Moment der Ruhe und dann die Stimme. Kraftvoll, traurig, mit starkem Akzent. Ist das Neil Young? Das muss er sein. Womöglich ein Outtake aus der HARVEST-Zeit. Doch warum rauscht das nicht? Warum klingt das so sauber und vor allem so live? Ganz einfach: Weil der Mann hinterm Mikro Jason Molina heißt, weil er seine Songs im ersten Take einspielt und weil er sowas wie die Inkarnation des großen Kanadiers ist. Nicht nur, dass er vom Ufer des Lake Erie stammt, er vermittelt auch genau dasselbe Feeling eine Mischung aus Trauer und Schmerz, mit einem Hauch von Hoffnung und Trotz. Molina ist ein Zwitter aus Poet und Rebell, Sensibelchen und Kämpfer. Seine Songs sind düster, traurig und romantisch, aber weit weg vom Kitsch. Höchstens ein bisschen kauzig. Früher mal Bassist diverser Metal-Bands, verlässt sich der Thirtysomething inzwischen auf minimalistische Arrangements, auf viel Folk und gelegentliche Aushilfsmusiker wie Alasdair Roberts (Appendix Out) und Shane Aspegren (Lullaby For the Working Classl. Und obwohl Molina längst Profi ist, hat sein Vortrag immer noch etwas dilettantisches, unbeholfenes. Bieder, bleiern und irgendwie schüchtern. Was den Songs über Liebe, Glaube, Hoffnung, Einsamkeit und Isolation Authentizität verleiht. Obwohl: Er kann auch anders. Etwa, wenn er Amerikas Indie-Guru Steve Albini den gleichnamigen Blues widmet. Und wie der Nirvana-Produzent ist auch Molina hyperaktiv. Seit 1996 seine erste Single erschien, kann er nicht genug Platten auf den Markt werfen. Mit dieser sind es acht in sechs Jahren.
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