Sonic Youth – Murray Street
Was geht eigentlich mit Sonic Youth? MURRAY STREET nährt den Verdacht der schleichenden Rolling-Stone-isierung der Band – zumindest was ihre Major-Releases betrifft. Denn hier geht es primär – vor allem in der ersten, poppigen Hälfte des Albums – um das Verkaufen eines Nostalgie-Gefühls, darum, den mittlerweile in ihren Mittdreißigern angekommenen Hörern das zu geben, was sie von Sonic Youth erwarten und seit zwanzig Jahren in schöner Regelmäßigkeit auch bekommen. Das ist schade, zumal der bislang lediglich assoziierte Jim O’Rourke jetzt vollwertiges fünftes Mitglied der Band ist. Dem großen O’Rourke, dem vielleicht wichtigsten, alles könnenden Musiker der Gegenwart, hätte man einen schöneren Einstand gewünscht. Das Spiel mit lautleise, Thurston Moores zirkuläre Gitarre all die hübschen Zutaten, die Sonic Youth zu Sonic Youth machen, bewegen sich auf MURRAY STREET oft verdächtig nah am Rande der Selbstparodie. O’Rourke liefert dazu ein paar hübsche melodische Gitarrenlinien und seltsame Noise-Effekte, die Moores eindimensionales Spiel konterkarieren. Damit keine Missverständnisse aufkommen: Sonic Youth sind immer noch eine der kompromisslosesten und credibelsten Bands, die aus dem Untergrund der frühen achtziger Jahre hervorgegangen sind. Kaum eine andere Band ihrer Generation wäre im Stande, ein Album wie dieses hervorzubringen. Aber gemessen an den Sonic Youth-eigenen Maßstäben wird MURRAY STREET wohl doch eher nur für eine Fußnote gut sein. „Ancient history some would say / Another State of mind / You smell of memory‘, singt Thurston Moore in „Karen Revisited “ über Karen Carpenter. Genau. Hier riecht’s nach Erinnerung.
www.sonicyouth.com
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