Sophia, Technology Won’t Save Us :: VÖ: 27.10.

Indie Rock: Robin Proper-Sheppard strampelt sich im Gefühtschoos frei, zwischen Rest-Gotik und dem feinen Lied gekonnt changierend.

Mehr Parteitagsmotto für die Grünen als Albumtitel, oder? Technology won’t save US. Genauso gut könnte man eine Platte „Es gibt keine Kleinen im Fußball mehr“ nennen, oder „Die Welt ist unsicherer geworden“. Stimmt und stimmt nicht. Und was will der Künstler uns damit sagen? „Technology Won’t Save Us“ heißtauch der erste Beitrag auf dem neuen Album von Robin Proper-Sheppard, da zupft wer die akustische Gitarre; Oboe, Bassklarinette und Violinen übernehmen die Melodie; ein Trommeldonner öffnet die Pforten zur Klassik-Rock-Gruft, uaaah! Und dann mit doppelter Streicherkraft voraus, doppelt laut. Urrrgh, wo ist jetzt ist der Volume-Regler? „Technology“ ist nicht nur das teuerste Stück Musik, das der Allesselbermacher Proper-Sheppard aufgenommen hat, es hat mit der traurigen Geschichte von einem Vater und seinem Sohn zu tun, die vor den englischen Kanalinseln ertrinken – trotz Handy-Kontakts mit den Rettungsmannschaften. Und weil kein Text der Welt an die Kraft der Musik heranreichen mag, ist ein Instrumental daraus geworden. Proper-Sheppard hat einen weiten Weg vom Gothic Grunge seiner Frühneunziger-Band God Machine zu diesen Aufnahmen hingelegt, von San Diego nach London in die selbst gebaute, manchmal wackelige Autonomie. Nach den ersten Aufnahmen zum Album im Oktober 2005 war er drauf und dran, die Brocken hinzuschmeißen. Und „Hinschmeißen“ heißt bei so einem kompletten Künstler: Nie wieder Musik. Was ihn doch wieder zurückholte, ist hier zu bewundern, der Mut, im Schmerz einen Neuanfang zu finden, ein Strahlen im fast verbotenen Bombast, eine Note an die geliebte Mutter, die gestorben ist („Lost“). Proper-Sheppard strampelt sich im Gefühlschaos frei, zwischen Rest-Gotik und dem feinen Lied changierend. Seinen ergreifendsten Moment hat das Album genau in der Mitte, in einem eher zurückgezogenen Track: „Twilight At The Hotel Moscow“ ist ein Instrumental, das Proper-Sheppard in Erinnerung an seine Zeit in Belgrad schrieb, eine einsame Tonleiter der Melancholie, eine wunderbare Rettung für vier Minuten. Um dieTechnologie kümmern sich dann bitte die Grünen.

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