Sorryaboutyourdaughter – Face

Dreitagebärtige Rindertreiber am Lagerfeuer im tiefen Canyon; Ex-Legionäre, die im Amazonas-Urwald hinter dem Lenkrad ihres bis zum Dach verdreckten Jeeps sitzend, nach dem Sinn ihres muskulösen Daseins suchen – sie waren bis vorgestern noch die unverwüstlichen Werbeträger der Tabakindustrie. Die Generation X dreht ihre Zigaretten jedoch lieber selber. Indianer-Unterdrücker und Klima-Zerstörer überzeugen niemanden mehr zum Konsum von Major-Zigaretten. So muß jetzt eben deren Identifikationsfigur Nummer 1 herhalten: der Rockstar. Davon profitieren in diesem Fall Sorry About Your Daughter, ein ebenfalls dreitagebärtige Combo aus Washington D.C., die bisher im rostig-klapprigen Van erfolglos und hungrig kreuz und quer durch die Staaten dem amerikanischen Traum hinterherjagte. Doch auch mit dem Vertrag mit Marlboro Music in der Tasche wollen sie immer noch „nur raus auf die Bühne“ ihre Musik ist „sehr wütend und spiegelt das wider, was jeden Tag um uns herum geschieht“. Ohne Frage, Sorry About Your Daughter sind ganz besonders authentisch, propagieren Botschaften aus der Street- und Skatebewegung und verraten ganz nebenbei zugunsten der nächsten warmen Mahlzeit, einer Europa-Tournee und für einen neuen Van samt Fahrer die hehren Ideale ihrer Zunft. FACE, das Ergebnis dieses Teufels-Paktes, ist handwerklich in Ordnung, fast fünf Jahre nach Pearl Jams TEN und ein Jahr nach Bush aber kein bißchen innovativer als zum Beispiel irgendein „aktuelles“ Album von Toto.