Sounds now! :: Produktion: Christoph Lindemann – Foto: Camillo Büchelmeier
Scumbucket-h/3> Them Or Us
Scumbucket 2005: schlicht und einfach eine Offenbarung. Es wird Zeit, daß sich das auch herumspricht.
Gut möglich, daß Kurt Ebelhäuser, Guido Lucas und Michael Fritsche ein so sensationelles Album gelungen ist, weil Scumbucket immer noch offiziell als „Nebenprojekt“ von Blackmail gilt. Das etwas dadaistisch betitelte KISS THAN KIND ist das unverkrampfteste, lässigste und brachialste Rock’n’Roll-Album, das in Deutschland seit langer Zeit erschienen ist. Wir freuen uns. bereits jetzt „Them Or Us“ vorstellen zu können – das Album erscheint am 25. April. Eine Tour findet zwischen dem 2. und dem 14. Mai statt.
Beck-h/3> Black Tambourine
Die Rückkehr zur unendlichen Leichtigkeit: Beck geht an Musik wieder spielerisch heran.
Die Selbstverständlichkeit, mit der es Beck Hansen bei „Black Tambourine“ gelingt, einen Bogen von der Gegenwart zu Creams „I Feel Free“ zu spannen, ist beeindruckend. Das neue Werk GUERO ist kein stilles Singer/Songwriter-Album wie MUTATIONS und SEA CHANGE, zeugt aber von einer ebensogroßen Leidenschaft für Musik. Mit großem Geschick verarbeitet der Kalifornier Einflüsse aus 50 Jahren Rock- und Pop-Geschichte zu einem durchdachten, komplexen Ganzen, das im Fall des neuen Albums GUERO gleichzeitig verspielt und doch irgendwie ernsthaft klingt.
Arcade Fire Neighborhood #2 (Laika)
Ein Song aus dem Album des Monats, das lange nicht wie ein Album des Monats klingen wollte. Was allerdings nicht die Schuld des Albums des Monats war.
FUNERAL, das Debüt von Arcade Fire, eines Quartetts aus Montreal, hat uns in der Redaktion lange beschäftigt. Frisch ausgepackt und zwischen Telefonaten und Konferenzen aufgelegt, schien es zunächst wenig spektakulär. Erst nach mehreren Durchläufen – von denen einige im Auto und zwischen den eigenen vier Wänden stattgefunden haben – beschlich uns das Gefühl, hier auf etwas reichlich Großartiges gestoßen zu sein. In „Neighborhood #2 (Laika)“ – dem Mittelteil einer ganzen „Neighborhood“-Suite, die am Anfang von FUNERAL steht – geht es um den Kampf, eine schwere Depression und die dabei auftretenden Selbstmordgedanken zu überwinden. Düster, aber nicht ganz ohne Hoffnung.
Maximo Park Apply Some Pressure
Vielversprechende Single aus dem sehnsüchtig erwarteten Debüt.
Maximo Park, fünf junge Briten aus Newcastle Upon Tyne, stehen an der Schwelle zum Durchbruch. Die erste Single ist vergriffen, die zweite, „Apply Some Pressure“, läuft bald in allen Indie-Clubs Europas, die dritte ist schon in den Startlöchern. Das Album wird erst im Frühsommer kommen, doch die Demos, die der ME-Redaktion seit einigen Wochen vorliegen, sind äußerst vielversprechend. Wer weiß, wie weit es Maximo Park bringen können? Die letzte Band, der derart viel Aufmerksamkeit zuteil wurde, bevor noch das Debüt erschienen war, trägt den Namen des ermordeten Erzherzogs von Österreich.
Juliette & The Licks Comin‘ Around
Seit Juliette Lewis ihren inneren Punk befreit hat, will sie nur noch selten Filme drehen.
Ein Dreh ist für März geplant, den Rest des Jahres aber wird Juliette Lewis in grellen Spandex-Anzügen, Bikinis und extrovertierten Kleidern auf Club-Bühnen verbringen. Die Oscar-nominierte Schauspielerin (Cape Fear, Natural Born Killers) wollte als Kind schon singen, hatte aber vor zwei Jahren erst den Mut, sich diesen Traum zu erfüllen. Mit Linda Perry erarbeitete sie 2003 und 2004 die ersten Songs, die sie mit erfahrenen Kollegen (u.a. der Hole-Schlagzeugerin Patty Schemel) aufnahm und nun als EP … LIKE A BOLT OF LIGHTNING veröffentlicht. Ein mit Band und ohne Perry komponiertes Album folgt demnächst. Bei einer der ersten Europa-Shows, der ME in Liverpool beiwohnte, präsentierte sich Lewis als extrem kraftvolle und reichlich unterhaltsame Bandleaderin (Bericht folgt).
Brendan Benson Gold Into Straw
Brendan Benson gegen den Rest der Welt – der Detroiter mußte darum kämpfen, so schöne Songs wie diesen veröffentlichen zu dürfen.
„Ich würde ja ganz gerne mal mit einer Band arbeiten“, sagt Brendan Benson, der sein neues Album THE ALTERNATIVE TO LOVE wieder weitgehend alleine eingespielt hat. „Aber es muß alles sehr schnell gehen. Wenn ich einen Song geschrieben hab‘, bin ich aufgeregt und will ihn sofort aufnehmen, ohne erst Musiker zusammenzutelefonieren.“ Man kann sich vorstellen, wie dieser Mann litt, als sich die Veröffentlichung seines fertigen Albums um viele Monate verschob, nachdem ein Macht-Mensch bei der englischen Plattenfirma laut Benson sein Mißfallen ausgedrückt und eine Neuaufnahme gefordert hatte. Das amerikanische Label erklärte sich schließlich bereit, die Verantwortung für die weltweite Veröffentlichung zu tragen, weshalb dieses wunderbare Werk – das man sich unbedingt mehrmals anhören sollte, bevor man sich ein Urteil bildet – nun doch ohne künstlerische Kompromisse erscheinen konnte. „Gold Into Straw“ ist eine schöne Abhandlung über das unschöne Ende einer Freundschaft.
Kettcar Stockhausen, Bill Gates und ich
Gebrochene Nasen! Drogen! Der Daumen von Santana: Träume und Wirklichkeiten aus der Hafenstadt.
„Durch jahrelange Nähe und jahrelange Nächte (hat sich) eines der besten und schönsten Songschreiber-Paare getroffen“, schreibt Thees Uhlmann über Bustorff und Wiebusch von Kettcar. Die Hamburger Band hat sich auch auf ihrem neuen Album von SPATZEN UND TAUBEN, DÄCHERN und HÄNDEN zur Aufgabe gemacht, das, „was passiert und passiert ist“, aufzuzeichnen. Und zwar so, wie man es aufzeichnet, wenn man ein bißchen schlechter gelaunt ist als die anderen. Und das macht ihnen so schön auch keiner nach.
Moneybrother Nobody’s Lonely Tonight
Who’s the boss? Dramatische Ballade von Schwedens ehrlichstem Rocker.
Einen Mann, der mit soviel Leidenschaft seinen Vorbildern nacheifert, muß man einfach ins Herz schließen. War Moneybrothers Debüt noch in fast gleichen Teilen von Springsteen und Curtis Mayfield beeinflußt, so ist sein neues Werk TO DIE ALONE über weite Strecken eine reine Hommage an den Boß. Mit rührender Hingabe stellt der Schwede in Songs wie „Nobody’s Lonely Tonight“ inhaltlich und musikalisch Situationen nach, die Springsteens Songs so bewegend machen. Und der junge Mann ist gut – seine Lieder sind immer unterhaltsam und auf ihre Art auch durchaus elegant.
The Frames-h/3> Finally
Keltische Melancholie für die letzten winterlichen Tage.
BURN THE MAPS ist ein Album im klassischen Sinne, was in einer Zeit der 99-Cent-Downloads vielleicht altmodisch erscheinen mag. Wer aber die Geduld zum Zuhören mitbringt und gelungene Kompositionen wie „Finally“ im Kontext des Titels davor und danach begreifen lernt, wird verstehen, daß das Ganze mehr als die Summe seiner Teile ist. Das neue Album der Iren, von denen Billboard immerhin großmäulig behauptete, sie „übertreffen Coldplay an Talent und Beständigkeit“, ist das bisher reifste ihrer 15-jährigen Karriere.
New Order-h/3> Krafty (Glimmers 12″ Extended Mix)
Zum großen ME-Special: eine neue B-Seite der einflußreichen Briten.
New Order leben in einer eheähnlichen Gemeinschaft mit der Elektronik, haben aber nie aufgehört, den Song zu lieben. Was nichts daran ändert, daß sie sich fremd in einer Welt fühlen, in der der Hörer alle 30 Sekunden mit einem Refrain in Paarreimen überfallen wird. „Krafty“ im Glimmers Mix ist B-Seite der ersten Single aus dem Album WAITING FOR THE SIRENS‘ CALL, knapp sieben Minuten lang, und enthält eine klare Ansage: New Order sind wieder da.
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