Endlich scheint das Jukes-Geschoss nach vorne loszugehen. Das elf-Mann-Orchester aus Asbury Park im US-Bundesstaat New Jersey galt zwar bisher als eine der besten amerikanischen Tourbands, kam aber mit Plattenverkäufen nie über die Grenze von 200.000 Stück hinaus. Das ist in den USA wenig! Grund genug, nach drei LPs die Geschäftsverbindungen mit Epic aufzulösen (Southside: „Die ham ’n den Nugent und Boston und Cheap Trick, was soll ’n die da mit mir…??) und zu der im Aufwind segelnden Chicagoer Firma Mercury überzuwechseln. In Chicagos Straßen sprudeln auch viel eher die Quellen der Jukes-Musik, denn urbaner Rhythm & Blues ist dort immer noch angesagt. Nach einer schweren Identitäts-Krise innerhalb der Band nahm Schlagzeuger Kenny ,,P°P e ye“ Pentifallo seinen Hut (Southside: „Dem fiel plötzlich ein, daß er zu Hause eine Frau und drei Kinder hat…“). Für ihn saß kurzfristig Springsteens Max Weinberg an den Drums, bevor Southside in dem jungen Steve Becker adäquaten Ersatz fand. Neu in der Gruppe ist auch (neben Billy Rush) der zweite Gitarrist und Sänger Joel Gramolini (Southside: „Mußte unbedingt ’nen zweiten Sänger haben, ich werd‘ ja auch langsam alt…“).

Unverändert blieb die Musik, obwohl Southside und seine Männer diesmal viel Rock’n‘ Roll mit eingebaut haben. Die zehn Songs basieren wie gewohnt auf grundsolidem Rhythm & Blues, mit viel Blech verziert und aufgebaut auf einer Rhythmusgruppe, die zu den besten der Welt zählt. Produziert wurde die Platte in Muscle Shoals, Alabama; im Regieraum saß Barry Beckett (Bob Seger, Dire Straits, Bob Dylan). Entwickelt hat sich die Gruppendynamik innerhalb der Band; Bruce Springsteen und Steve van Zandt sind auf „The Jukes“ erstmals weder als Komponisten noch in einer anderen Funktion vertreten. Die Komponisten-Credits teilen sich jetzt Gitarrist Billy Rush, Bassist Allan Berger und Johnny Lyon alias Southside. Im New Yorker Central Park startete die Gruppe vor 12.000 Leuten kürzlich ihre Welttournee, die sie per Rockpalast-Nacht am 6. Oktober auch in deutsche Wohnzimmer bringt. Wer in dieser Nacht eine Party veranstalten will, der besorge sich viel Jack Daniels-Whisky und Bier, mische das ganze und trinke nicht zuviel davon. Mit diesem „Öl“, genannt „Boiler-Maker“, läuft das Getriebe von Southside Johnny & The Asbury Jukes. Hoffentlich noch sehr lange…