Spandau Ballet – Diamond

DIAMOND beginnt mit dem Clubund Coctail-Glamour von „Chant No. 1“, gleichermaßen Sternsrunde der fünf Spands und Glanzlicht ihres zweiten Albums. Gary Kemp zerrt die paradiesische Exotik seines Clans ins grelle Rampenlicht und räumt mit der eingefressenen Binsenwahrheit auf, die einen säuberlichen Trennstrich zwischen Musik und Äußerlichkeiten zieht.

Und eben das ist bei Pop nun mal nicht möglich, wie Kemp ganz richtig feststellt. Leider geht’s nach dem muskulösen Funk von „Chant“ stetig abwärts. Denn DIAMOND zeugt vor allem von Spandaus Wunsch nach Vielfalt und wirkt gerade deswegen zerfahren und planlos.

Die Verschmelzung von Drama und Pop, Theatralik, Klassizismus und Ästhetik klappt zwar auch bei „Paint It Down“ und „Coffee Club“, verblaßt aber beim zweiten Akt zu einer fragmentarischen und zähflüssigen Montage. Die neue Single, das makabre „She Loved Like Diamond“, entlarvt Kemp als Schwadroneur, der haarsträubend altmodische Verse zusammenreimt: „… a passion course that leads to pain/an acid taste that laced her soul again/she loves like diamond/and cut so hard/she died Schaurig schön, he? Hinter dieser fossilen Vision hätte ich allerdings eher die Psychedeüc Fürs vermutet. Und dann erst das hehre Gestammel von Tony Hadley bei „Innocence & Science“, illuminiert von relaxter Akustik-Gitarre und einem sakralen, auf Dauerfrequenz gepolten Chor, so verkrampft auf Tragik getrimmt, daß es schon fast wieder (tragi)komisch ist.

Hadley ist nun mal ein wahrer crooner, eine Heulboje, dessen schluchzendes Vibrato jeden Eisberg zum Schmelzen bringt, aber allein auf weiter Flur – wie bei den moderaten Songs des zweiten Durchgangs – werden seine episch gequälten Einlagen einfach unverdaulich. Ein durchlässiges Medium findet er, wenn sich die Spands ihrer funktionellen Qualitäten besinnen. Denn obwohl Richard Burgess, mit Sicherheit der aufregendste Produzent im vergangenen Jahr, diesmal mit Ideen gegeizt hat und nur sattsam Bekanntes beisteuerte, drangt sie dann so leicht keiner mehr vom Parkett.