Spice Girls – Spice World :: Platte des Monats

Wie heißt gleich nochmal die größte Band der Welt? The Rolling Stones? Oasis? Verve? Nein, die Spice Girls sind die größte Band der Welt. Zumindest zur Zeit. Sie haben ihr Debütalbum SPICE satte 18 Millionen Mal verkauft. Sie haben die Welt mit dem Duft okay, okay, mit dem Geruch, ihres Spice-Parfüms vernebelt. Genauso übrigens wie das Wahrnehmungsvermögen seriöser Zeitungsmacher. Die nämlich haben ihre Blätter (von „Althaus Modernisieren“ bis „Roller Spezial“) zugekleistert mit den fünf Engländerinnnen. Bald werden die Spiee Girls auch die Kinderzimmer erobern. Als Barbie-Puppen. Im nächsten Jahr werden sie uns auch noch im Kino begegnen. In „Spiceworld The Movie“. Eindeutig: Die Welt gehört den Spice Girls. Wer würde daran zweifeln? Zumal jetzt auch noch das zweite Album erschienen ist, SPICE-WORLD. Und das ist besser als sein Vorgänger, weil es die besseren Melodien hat, keine Ambitionen hat, Rip-Offs der Marke „Wannabe“ zu schaffen und weil es durchdachter klingt, irgendwie clever. Jetzt mögen böse Zungen behaupten, der Anteil von Emma Bunton (Spitzname: Baby Spice), Mel B. (Scary Spice), Mel C. (Sporty Spice), Victoria Adams (Posh Spice) und Geri Halliwell (Old Spice – nein, nur Spaß: Ginger Spice) an dem Werk erschöpft sich darin, mal kurz ins Studio zu hüpfen, mit dem Arsch zu wackeln und ein paar Gesangstracks auf bereits (in monatelanger Kleinarbeit) vorproduzierte Musik zu legen. Ja, wer das behauptet, hat recht. Und wenn schon? Was zählt ist das Ergebnis. Und das ist im Falle SPICEWORLD so angenehm wie die Spielzeit (38:37 Minuten) kurz. Das Album hat nur drei Ausfälle-, eine klebrige Ballade für’s vorweihnachtliche Dudelradio („Too Much“), einen belanglosen Disco-Stampfer („Never Give Up On The Good Times“) und eine nichtssagende Tanznummer („Do It“). Der Rest ist soulig-schwarz und gut. In der SPICE-WORLD ist Platz für Motown-Bläser („Stop“), ultra-schwarzen Mid-Tempo-Funk („Saturday Night Divas“), Pseudo-Rap („Move Over“), Rhythm ’n‘ Blues („Denying“) und – Überraschung! sogar für ein schönes Stückchen Big Band Swing („The Lady Is A Vamp“). Aber, seien wir ehrlich meine Damen und Herren, die Spiee Girls sind so natürlich wie Plastik, so nahrhaft wie Kaugummi und so lebendig wie Micky Maus. Aber das „Phänomen“, dieser perfekt-clevere Medienhype verdient zumindest Respekt. Wer auch immer für die Musik der größten Band der Welt verantwortlich ist, hat den Pop nicht neu erfunden, aber seit zwölf Monaten um eine frische und wohlkalkulierte Variante bereichert. Und vielleicht erinnert sich ja auch im nächsten Jahr noch jemand an – wie war gleich nochmal der Name? – die Spice Girls.

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