Spiritual Beggars – On Fire

Zu jeder Musik gibt es ein optisches Pendant. Da gibt es Technobeats, die aussehen wie Kabelsalat, Schlager, die an eine Sommerwiese voller Butterblumen erinnern, und Volksmusik, die einem zwei verhärmte Kräuterweiblein in den Kopf zaubert. Das neue Spiritual Beggars-Album weckt folgende Assoziation: eine Gruppe in Lumpen gehüllter Mittvierziger läuft über einen Kartoffelacker. Alle sind dick, tragen Barte und schwingen riesengroße Keulen in der Hand. Nebenher dröhnen Gitarrenriffs wie der Donnerhall kurz nach dem Blitzschlag. Jeder Akkord macht Mühe, wirkt schleppend und groovt dennoch ganz ordentlich.

Schließlich gesellt sich eine satte Bassstimme dazu und singt Lieder, so dunkel und kalt wie der Böhmerwald. Szenenwechsel: Die siebziger Jahre tun sich vor dem geistigen Auge auf. Eine Hand voll bärbeißiger Metal-Haudegen hat sich auf der Bühne versammelt. Daneben zwei nickelbebrillte Progrock-Freaks und ein Jazzer. Gemeinsam schrauben sie an düsteren Klangcollagen: meist erdig und rau, ganz selten verspielt und in der Form experimentell, die damals eben üblich war. Zwei Visionen, eine schwedische Rockband. Wenn die Spiritual Beggars ihre Keulen, äh, Gitarren dann mal live auf der Bühne schwingen, sehen sie ganz anders aus: jung, schlank und milchgesichtig – irgendwie enttäuschend.

www.spiritualbeggars.com