Split Enz – Time And Tight

Seit sich das neuseeländische Rock-Quintett mehr auf die Musik und weniger auf ihr visuelles Erscheinungsbild konzentriert, hat es etliche gute Platten abgeliefert. TIME AND TIGHT gefällt mir davon am besten, obwohl es beim oberflächlichen Anhören Erinnerungen an den Synfonik-Rock von Bands wie Gentle Giant, Supertramp oder ELO wachruft.

Aber eben nur an der Oberfläche, denn die Musik der Split Enz scheint sich an der ozeanischen Weite, die Neuseeland umgibt, zu orientieren. Das führt zu einem ungewöhnlich variablen Klangkonzept, zu schwarzhumorigem Tiefsinn und – dank des markanten Schlagzeugs – zu Körperlichkeit, die obengenannten Vergleichsbands schon längst abhanden gekommen ist.

Mit Vorliebe kramt Split Enz auf TI-ME AND TIGHT in Jugenderinnerungen, die zwangsläufig mit dem Meer zu schaffen haben. Auf „Dirty Creatures“ wird ein liebenswertes Monster à la Nessie charakterisiert, „Six Month In A Leaky Boaf variiert das Thema „Wir sitzen alle im gleichen Boot“, „Log Cabin Fever“ den Kindertraum von Seemannsromantik. Wunderschön die Ballade vom „Giant Heartbeat“, komisch die Geschichte von der größten Frau der Welt, „Hello Sandy Allen“, und ungemein und entspannend der Spaziergang um den Block: „NeverCeasesTo AmazeMe“. „Small World“, kein Platz an der Sonne, ist auch ein Thema für Neuseeländer und Fazit dieser wirklich sympathischen LP ist „Haul Away“ – jeder hat seine Geschichte – man muß sie nur wirkungsvoll erzählen können. Eben so wie Split Enz.