Spookey Ruben – Bed

Er ist das klassische Opfer der Musikindustrie: Ein begnadetes Nachwuchstalent, das 1995, im Alter von 23 Jahren, ein grandioses Debüt namens MODES OF TRANSPORTATION VOL. 1 vorlegte. Darauf vereinte er wildes Experimentieren mit großem Songwriting und wurde nicht zu unrecht mit XTC, Brian Wilson und Thomas Dolby verglichen. Spookey, ein kleines Männchen aus dem kanadischen Ottawa, war der Mediendarling eines Sommers. Doch das war’s: Ein Knebelvertrag band ihn langfristig an das New Yorker TVT-Label, und als das ohne Vertrieb dastand, erschien sein zweites Album WHAT’S A BOY TO DO? nur noch in Japan. Hierzulande geriet das Multitalent in Vergessenheit, auch wenn sein „These Days Are Old“ bis heute als Titelmelodie zur WDR-Show „Zimmer frei“ (mit Götz Alsmann) fungiert. BED, eine Compilation von Songs der Jahre 1998 bis 2001, ist ein großartiger Grenzgang zwischen den durchdachten Pop-Epen eines Joe Jackson, der Skurrilität eines Beck Hansen und dem Beatles-Fetisch der Ben Folds Five. Spookey ist ein klassischer Songwriter, der mit modernster Technik und genialem Dilettantismus schwerelose Pop-Songs schreibt. Unterstützt von John McEntire (Tortoise), Eric Matthews oder Saga(!)-Gitarrist Jim Gilmour kreiert er Meisterwerke wie „Kubla Khan“, die einen ohrwurmhaften Refrain, melodramatischen Aufbau und ein ganzes Arsenal an Instrumenten aufweisen: Akkordeon, Bläser, Streicher, Keyboards, Kuckucksuhr, was-auch-immer. Spookey ist nichts und niemand heilig. Er weiß eben ganz genau, was Spaß macht – sein nächstes Album BREAKFAST soll übrigens bereits Anfang 2003 erscheinen.

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